Editorial von CR Nicole Schlaffer

Ich sehe dich

DAS EDITORIAL VON CHEFREDAKTEURIN NICOLE SCHLAFFER

2 Min.

Nicole Schlaffer © Viktor Fertsak

ICH SEHE DICH. Ist es nicht das, was wir wollen? Vielleicht nicht unbedingt diese Worte, aber die Bedeutung dahinter. Jede*r von uns hat Eigenschaften, Talente, Wünsche und Bedürfnisse. Diese frei ausleben zu können, bringt uns Erfüllung und macht uns glücklich. Müssen wir sie unterdrücken, verstecken oder verändern, stürzt uns das in eine innere Krise. Wenn Menschen gesehen und akzeptiert werden, können sie ihr wahres Wesen entfalten.
Dabei geht es auch um das Zulassen von Gedanken und das Zuhören, wenn andere etwas sagen. Wie meine wundervolle Kollegin Viktória Kery-Erdélyi im Interview mit Filmemacherin Katrin Schlösser (ab S. 8) genial herausgearbeitet hat, liegt es oft an unserem Gegenüber, uns den Raum zu geben, um unsere Gedanken sortieren und formulieren zu können, oder uns überhaupt zu inspirieren, bestimmte Gedanken aufkommen zu lassen!

„Zeigen wir unseren Männern eine neue Definition von Männlichkeit.“.

Nicole Schlaffer, Chefredakteurin

Einige Rollenbilder, die uns von klein auf eingetrichtert wurden, erweisen sich heute als schädlich. Eine Vorstellung von Männlichkeit, die Härte, emotionale Verschlossenheit und Aggression als Ideal darstellt und Schwäche, Empathie und Verletzlichkeit als unerwünscht abstempelt, zwängt Männer in ein enges Korsett aus Verhaltensnormen, das sie daran hindert, ihr volles menschliches Potenzial zu entfalten. Diese starren Rollenbilder wirken sich auch negativ auf Beziehungen aus. Männer, die gelernt haben, ihre Gefühle zu unterdrücken, haben Schwierigkeiten, echte emotionale Verbindungen aufzubauen und zu pflegen. Dies führt zu Konflikten, Missverständnissen und oft auch zu Gewalt.

Ein weiterer Aspekt toxischer Männlichkeit ist die Abwertung des vermeintlich Weiblichen. Alles, was als weiblich gilt – sei es Mitgefühl, Fürsorglichkeit oder Schwäche –, wird abgewertet und als minderwertig betrachtet. Dies führt nicht nur zu einer Ungleichbehandlung der Geschlechter, sondern verhindert auch, dass Männer wichtige menschliche Qualitäten in sich selbst anerkennen und entwickeln.

Zeigen wir unseren Männern, Vätern, Söhnen, Brüdern und Freunden eine neue Definition von Männlichkeit, schaffen wir Vorbilder für ein breites Spektrum an Männlichkeit, in dem Empathie, Fürsorge und emotionale Intelligenz keine Schwächen, sondern Stärken sind. Und nehmen wir vielleicht den Vatertag zum Anlass, um innerhalb der Familie offen darüber zu diskutieren. An meinen Papa: Danke, dass du mir ein gesundes männliches Rollenbild vorgelebt hast und ein Papa mit vielen Facetten bist, der bis heute immer unterstützend an meiner Seite ist. Und an meinen Partner: Du bist der stärkste Mann, den ich kenne – der keine Angst davor hat, seine Gefühle zu zeigen und für den Empathie und emotionale Intelligenz keine Fremdwörter sind.


Ich wünsche euch allen einen schönen, emotionalen Vatertag und einen lebensfrohen Pride Month!

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nicole.schlaffer@dieburgenlaenderin.at

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