Er singt im Dialekt, weil es authentischer ist und sich richtiger anfühlt. Anton Josef Bernd Stricker alias Anton Josef

Anton Josef – a ehrliche Partie

Anton Josef Bernd Stricker alias Anton Josef brachte unlängst sein zweites Album auf den Markt und hat noch viel vor.

6 Min.

© David Bitzan DB-PHOTOGRAPHYverlag

Letztes Jahr war der Eisenstädter auf den Festival-Bühnen am Nova Rock und PictureOn zu sehen. Mit der Musik seinen Lebensunterhalt zu verdienen, ist das große Ziel. Inspirieren lässt er sich von seinen eigenen Erfahrungen und Beobachtungen.

Wie kam die Musik in dein Leben?

Anton Josef: Durch meinen Vater. Er war Schlagzeuglehrer an der Musikschule in Eisenstadt. Als ich noch ein Kind war, hat er auch in einer Band gespielt und ich war ab und zu bei Auftritten dabei. Dort habe ich diese Magie gespürt. Mein erstes Instrument war also das Schlagzeug, aber dann kam Akustik-Gitarre dazu. Gesungen hab ich auch immer gerne, aber mehr unter der Dusche, weil ich mich vor Leuten nicht getraut hab (lacht). Das kam erst als Jugendlicher, da hab ich in verschiedenen Bands gesungen – die erste war eine Metal-Core-Band, also etwas ganz anderes, als ich heute mache. Seither nehme ich auch Gesangs­unterricht, ich möchte laufend und konstant an meiner Stimme arbeiten.

Wie siehst du deine Entwicklung vom ersten Album „Is wias is“ (2019) zum neuen Album „Ehrliche Partie“ (2024)?

Auf dem ersten Album sind lustigere Texte – da verarbeite ich viele eigene Erfahrungen. Aber auch mehr Satire – ein Lied beginnt mit „Und du glaubst, es geht um die Liebe“ … dabei singe ich aber übers All-you-can-eat-Buffet. Mittlerweile bin ich etwas ernster geworden, das bringt wohl das Alter mit sich (lacht). Es geht um das Leben, um einen selbst, um Ungerechtigkeit, um die Gesellschaft, um gewisse Träume und Vorstellungen.

Im Song „Ehrliche Partie“ vom neuen Album geht es um Beziehungen und wie unrealistisch Vorstellungen heutzutage geprägt sind. Beziehungen bedeuten Höhen und Tiefen. Auseinandersetzungen und Streit gehören dazu – wir sind alle unterschiedliche Persönlichkeiten. Es ist wichtig, die Sprache meines Gegenübers zu verstehen und zu sprechen. Außerdem zeigt der gemeinsame Wille, eine Beziehung aufrechtzuerhalten und Opfer zu bringen, wahre Liebe.

Er singt im Dialekt, weil es authentischer ist und sich richtiger anfühlt. Anton Josef Bernd Stricker alias Anton Josef
© David Bitzan DB-PHOTOGRAPHYverlag

Ich bin selbst mein größter Kritiker. Aber es ist wichtig, die Balance zu finden.

Anton Josef

Du hast nach deiner Matura die Ausbildung zum Elementarpädagogen gemacht und warst danach fünf Jahre in Kindergärten tätig. Wie hast du diese Zeit erlebt?

Viele Menschen vertreten die Meinung, dass die Pädagoginnen im Kindergarten eh nur mit den Kindern spielen. Es ist ein wundervoller, aber auch anstrengender Job – und die bürokratischen Rahmenbedingungen machen es einem nicht einfach. Ich habe viele Erfahrungen aus dieser Zeit mitgenommen und auch in Songs verarbeitet. Kinder haben den starken Wunsch, Gutes zu tun und Heldinnen zu sein bzw. zu Held*innen aufzuschauen.

Früher war er viel solo unterwegs, doch seit rund zwei Jahren spielt Anton Josef meist mit fixer Besetzung.
Früher war er viel solo unterwegs, doch seit rund zwei Jahren spielt Anton Josef meist mit fixer Besetzung. © David Bitzan DB-PHOTOGRAPHYverlag

Derzeit leitest du das Jugendzentrum in Eisenstadt. Was ist dir dabei wichtig?

Die Arbeit mit Jugendlichen macht viel Spaß und ich merke, dass die Kids das annehmen. Mir ist es wichtig, dass sie verstehen, dass wir alle eine Community sind. Den Zusammenhalt stärken, dem Schub­ladendenken entgegenwirken, das Gefühl von Wertschätzung vermitteln und die Unterstützung bei Problemen jeglicher Art anbieten – das ist es, was ich den Jugendlichen geben will.

Im Juni ist Vatertag. Wie möchtest du als Vater einmal sein?

Ich möchte, dass mein Kind so viele Erfahrungen wie möglich machen kann. Ich durfte auch alles ausprobieren – das ist wichtig, um letztendlich zu wissen, was man möchte. Ein Kind soll nicht in eine Richtung gedrängt werden, sondern seine Interessen sollen unterstützt werden. Auch wenn mein Kind einmal nichts mit Musik zu tun haben möchte, werde ich das akzeptieren. Es ist ganz wichtig, dass jeder Mensch seinen eigenen Weg findet.

Du bist 31. Würdest du sagen, dass du dich selbst schon gefunden hast?

Wenn es um die Musik geht, habe ich mich wahrscheinlich schon fast gefunden – aber wer weiß, vielleicht überrasche ich mich noch mal. Im Leben glaube ich, dass diese Suche ein lebenslanger Prozess ist. Routine und Reife kommt mit den Jahren. Als Kind denkst du, deine Eltern haben das Leben verstanden, und wenn du dann im Alter deiner Eltern bist, merkst du, dass das überhaupt nicht stimmt (lacht).

Setzt du dich selbst sehr unter Druck?

Ja! Ich bin selbst mein größter Kritiker. Aber ich weiß, dass es wichtig ist, die Balance zu finden. Wenn ich einen Ton falsch singe, erkenne ich das, aber im Publikum fällt es wahrscheinlich gar niemandem auf. Die Energie auf der Bühne muss passen, die Leute müssen abgehen, die Energie spüren. Ich weiß, dass man sich nicht selbst verurteilen und so sehr unter Druck setzen soll, auch wenn man mal Fehler macht. So ist das halt bei Menschen. Aber die Umsetzung ist nicht immer so einfach.

Wie empfindest du das Musikbusiness und was möchtest du jungen Musiker*innen raten?

Es ist ein sehr hartes Business und sollte nicht unterschätzt werden. Je erfolgreicher du wirst, umso mehr mentale Stärke brauchst du, um den öffentlichen Druck auszuhalten. Bei mir ist es aktuell noch so, dass ich es einfach nur schön finde, wenn ich auf der Bühne stehe und die Leute singen meine Texte mit.

Das Album von Anton Josef: „Ehrliche Partie“
Das Album „Ehrliche Partie“ © Erwin Feulner

Anton Josefs Nächste Konzerte

6. Juli: Croatisada Festival, KUGA Großwarasdorf

27. Juli (ausverkauft): Als Opener beim „Seiler & Speer“-Konzert auf Burg Clam (OÖ)

Das Album „Ehrliche Partie“ ist auch digital auf allen Streaming-Plattformen erhältlich. Als CD oder Vinyl direkt bei Anton Josef.

www.anton-josef.com

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MEHR ÜBER DIE AUTORIN DIESES BEITRAGS:

© Viktor Fertsak

Mag. Nicole Schlaffer ist Chefredakteurin der BURGENLÄNDERIN und liebt es, Menschen und Ereignisse in spannende schriftliche Storys zu verpacken. Sie behält gerne den Überblick und sucht nach Lösungen, nicht nach Problemen. Gutes Essen & Trinken, Bücher und das Kommunizieren mit Menschen sind ihre Leidenschaften. Sie ist zweifache Mutter und bevorzugt es, an Orte zu fahren, an denen sie davor noch nie war.

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