Podiumsdiskussion gender pension gap

Podiumsdiskussion: Frauen Finanziell frei

Die BURGENLÄNDERIN organisierte eine Podiumsdiskussion zu den Themen Altersvorsorge und Gender Pension Gap.

4 Min.

© Viktor Fertsak

Es ging ein Raunen durch den Saal unserer Podiumsdiskussion, als erwähnt wurde, dass es Pensionssplitting schon seit fast 20 Jahren gibt. Es wird nur kaum genutzt und auch nicht propagiert. Viele Frauen haben davon noch nie gehört.
Es ging ein Staunen durch den Saal, als es darum ging, statt einer Gehaltserhöhung das Unternehmen um Geltendmachung von § 3/1/15a zu bitten – das bedeutet, dass der Arbeitgeber 300 Euro im Jahr steuerbegünstigt in die Pensionsvorsorge der Arbeitnehmer*innen einzahlen kann.

Viele Frauen im Publikum fühlten sich angesprochen, als gesagt wurde, dass die Unterbrechungen der Arbeitszeit wegen Kinderbetreuung und der übermäßige Anteil an weiblichen Teilzeitkräften dazu führen, dass Frauen weniger Pension bekommen. Die durchschnittliche monatliche Pension einer Frau im Jahr 2024 liegt bei 1.378 Euro brutto, das sind 40 Prozent weniger, als Männer bekommen.

Warum dieser Gap?

Die Ursachen des Gender-Pension-Gap sind vielfältig: Zum einen ist es der Gender-Pay-Gap (im Burgenland verdienen Frauen im Jahr 2024 um 15,6 % weniger als Männer). Weiters sind es die Unterbrechungen der Arbeitszeit wegen Kinderbetreuung und das weibliche Teilzeitarbeiten, die zu geringeren Beiträgen und damit zu einer niedrigen staatlichen Pension führen. Über Letzteres wurde bei unserer BURGENLÄNDERIN-Podiumsdiskussion zum Thema Gender-Pension-­Gap ausführlich gesprochen. Am Podium diskutierten mit Chefredakteurin Nicole Schlaffer:

  • Marietta Babos, Gründerin und Geschäftsführerin von Damen­sache, einer unabhängigen Finanzberatungsplattform für Frauen
  • Sonja Rohr, Vorsorge- und Anlage­expertin, seit rund 27 Jahren bei der Erste Bank
  • Herbert Kaiser, seit rund 27 Jahren bei der UNIQA, davon seit über drei Jahren Landesdirektor der UNIQA Burgenland

Einfach anfangen

Bei unserer Podiumsdiskussion war es vorrangig, Frauen wachzurütteln. Denn alle drei Expertinnen erleben in ihrer täglichen Arbeit nur allzu oft, dass Frauen sich viel zu wenig um ihre finanzielle Zukunft kümmern. Das Vertrauen in den Staat oder in den Ehepartner wird oft enttäuscht – und am Ende stehen Frauen mit einer Pension da, die teilweise sogar unter der Armutsgrenze liegt. Um dem entgegenzusteuern, ist es wichtig, den ersten Schritt zu tun. Je früher, desto besser – aber zu spät ist es nie.

Gemeinsam mit dem Partner darüber zu sprechen, welche Möglichkeiten es gibt, sich finanziell abzusichern, wenn Kinder geplant oder bereits vorhanden sind. „Es kann bereits mit kleinen Beträgen monatlich etwas angespart werden. Wir helfen den Kundinnen bei der Analyse ihrer Ist-Situation. Welche Ausgaben, welche Einnahmen habe ich, wie kann ich einsparen bzw. mir etwas zur Seite legen und welche Beträge bringen wie viel am Ende des Erwerbslebens“, erklärt Sonja Rohr von der Erste Bank.

In seiner langjährigen Laufbahn bei der UNIQA habe Landesdirektor Herbert Kaiser ebenso schon viel Erschreckendes erlebt. Er berät unter anderem auch Unternehmerinnen, wie sie ihren Mitarbeiterinnen etwas Gutes tun und dabei Steuern sparen können. Zum Beispiel kann statt einer Gehaltserhöhung auch in die Zukunftsvorsorge der Arbeitnehmerinnen eingezahlt werden, das ist nach § 3/1/15a mit bis zu 300 Euro im Jahr steuergünstig möglich, aber natürlich könne auch mehr einbezahlt werden.

podiumsdiskussion gender pension gap
©Viktor Fertsak

„Auch das Thema Pensionssplitting ist interessant. Das gibt es bereits seit 2005 – aber nur die wenigsten Menschen wissen davon. Dabei werden im Pensionskonto eingetragene Pensionsgutschriften vom erwerbstätigen Elternteil an den Elternteil übertragen, der sich hauptsächlich um die Kindererziehung kümmert. Meine Frau und ich sind gerade dabei, das umzusetzen, weil es mir wichtig ist, dass ihre finanziellen Verluste durch die Jahre der Kinderbetreuung so gering wie möglich gehalten werden.“

Die Fülle an Möglichkeiten zur Pensionsvorsorge mag die eine oder andere überfordern. Deshalb machte es sich Marietta Babos zum Auftrag, den Frauen mehr Klarheit zu verschaffen. In ihrem Buch „Geld ist Damensache“ spricht sie detailliert und verständlich dargestellt über die verschiedenen Arten und Produkte zur Altersvorsorge. „Wir wissen nie, was das Leben bringt – es kann sich von einem Tag auf den anderen alles ändern.

Es gibt einem ein gutes Gefühl, wenn man weiß, dass man später finanziell auf eigenen Füßen stehen kann und nicht auf andere angewiesen ist. Ich wünsche allen Frauen das Gefühl von finanzieller Freiheit. Der Weg dorthin ist gar nicht so mühsam, wie viele denken. Wichtig ist, damit zu beginnen – egal in welchem Alter.“

Hier das Video der Zusammenfassung der Podiumsdiskussion inkl. Zuschauerinnen-Interviews

Podiumsdiskussion Logos
© beigestellt

Das könnte dich auch interessieren:

Was passiert an den 16 Tagen gegen Gewalt an Frauen?

Abo

Sichern Sie sich Ihr BURGENLÄNDERIN-ABO