
Tierschutz: Ein Tier kann dein Leben retten
Maggie Entenfellner, ORF-Moderatorin und Tierschutzaktivistin, spricht über Verantwortung, emotionale Bindung und warum Haustiere oft mehr als nur Begleiter sind.
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Tierschutz beginnt nicht im Tierheim, sondern im Kopf.
Wer mit Maggie Entenfellner spricht, merkt schnell: Hier geht es nicht um PR für Haustiere oder sentimentale Streicheleinheiten. Es geht um Haltung – im doppelten Sinn. Die ORF-Moderatorin und „Krone“-Kolumnistin nutzt ihre Reichweite, um denen eine Stimme zu geben, die keine haben: Tiere.
„Ich arbeite mit allen Tierschutzorganisationen und Tierheimen in Österreich zusammen“, sagt sie. Ihre Mission: Tiere bestmöglich vermitteln, ihnen ein besseres Leben ermöglichen. Dafür setzt sie auf Präsenz in großen Medien – aber auch auf ganz konkrete Projekte wie das neue „Team Tierschutz“, das gemeinsam mit Tierschutz Austria ins Leben gerufen wurde.
„Nach den schweren Regenfällen sind viele Jungvögel aus den Nestern gefallen. Menschen haben sie ins Tierschutzhaus gebracht, wo sie aufgepäppelt und wieder ausgewildert wurden.“ Daraus entstand die Idee für ein Netzwerk freiwilliger Helfer*innen. Voraussetzung: eine Einschulung, damit man erkennt, wann ein Tier wirklich Hilfe braucht. „Nicht jedes Rehkitz, das alleine im Feld liegt, ist verlassen.“

Nicht belehren, sondern berühren.
Tiere begleiten Maggie seit ihrer Kindheit. Auf dem Bauernhof der Großeltern lernte sie früh, was Verantwortung bedeutet. „Da wurde ein krankes Kalb auch mal in die Küche geholt und bekam ein Nesterl beim Ofen.“ Sie hat Schlachtungen miterlebt, fand sie „fürchterlich“, und dennoch: „Heute denkt man sich, könnte doch jedes Tier wenigstens so stressfrei sterben.“
Diese Ambivalenz prägt ihren Zugang bis heute. Radikalität lehnt sie ab. „Druck erzeugt Gegendruck. Ich will aufklären, berühren, Bewusstsein schaffen.“ Dabei spart sie nicht mit Kritik an der Gesellschaft: „Alle sagen, ihnen ist Tierschutz wichtig. Aber an der Kassa entscheiden sie anders. Beim Griff ins Regal geben wir einen Produktionsauftrag – und damit vor, wie ein Tier gelebt hat.“ Besonders bitter findet sie den Vergleich: „Beim Auto kommt nur das beste Öl rein. Aber was wir selbst essen, ist uns egal?“
Auch in der Landwirtschaft gibt es Schattenseiten, die Entenfellner nicht verschweigt. Sie spricht über Maul- und Klauenseuche, über Geflügelpest. Wenn solche Krankheiten ausbrechen, bleibt oft nur die Tötung aller Tiere. „Das ist existenzbedrohend für die Bäuerinnen und Bauern. Viele haben eine enge Bindung zu ihren Tieren – für sie ist das furchtbar.“ Jeder könne zur Vorbeugung beitragen: „Kein rohes Fleisch aus betroffenen Ländern mitbringen, nicht mit verschmutzten Schuhen in Ställe gehen.“
Stille Helfer auf vier Pfoten.
Doch Tierschutz ist für sie weit mehr als Seuchenprävention. Es geht um das, was Tiere für uns Menschen bedeuten – und das ist viel. Sie nennt vier Punkte: emotional, sozial, gesundheitlich, sinnstiftend.
„Wer ein Haustier hat, weiß, wie schön es ist, bedingungslos geliebt zu werden. Für viele alte Menschen ist das Tier der letzte treue Begleiter, wenn Partner oder Partnerin gestorben ist.“ Auch körperlich tun Tiere gut: „Kontakt mit Tieren senkt den Cortisolspiegel, die Herzfrequenz – das ist wissenschaftlich erwiesen.“
Sozial bringen Tiere Menschen zusammen.
„Mit einem Hund wirst du angesprochen, da kommen Gespräche zustande. Ohne Handy dazwischen.“ Gesundheitlich bewirken sie ebenfalls viel: „Ohne meine Hunde hätte ich täglich 7.000 Schritte weniger.“ Noch beeindruckender findet sie ihren Einsatz als Therapie- und Assistenztiere: „Kinder mit Diabetes – Hunde riechen, wann sie Insulin brauchen. Hunde können Krebs erschnüffeln, bevor man ihn im CT sieht.“
Auch Suchhunde sind nicht nur bei Lawinen oder Erdbeben im Einsatz. „In Wien holen sich Luxushotels regelmäßig die Bettwanzensuchstaffel.“ Und wenn ein Haustier entlaufen ist, hilft die Tiersuchstaffel, es wiederzufinden.
Zuhause mit Herz und Schnauze.
Privat lebt Entenfellner in Neusiedl am See mit zwei Hunden, die vor der Tötung gerettet wurden – Heidi und Luise, beides „Coton de Tuléar“, eine kleine weiße Rasse. „Ich wollte nie kleine Hunde. Jetzt liebe ich sie.“ Dazu kommen zwei Katzen: Dr. Brösel, eine Britisch Kurzhaar, und Otto, ein Bengale – anspruchsvoll und lebhaft. „Otto ist wie eine normale Katze hoch zehn“, lacht sie. Der Wohnsitz der Tiere ist geteilt – zwischen Wien und dem Burgenland. „Die Hunde reisen mit mir, die Katzen bleiben lieber daheim, das sind waschechte Burgenländer!“
Ihr Zugang zum Tierschutz: realistisch, emotional, und doch voller Hoffnung. „Ich glaube daran, dass jeder Mensch irgendwo den Willen in sich trägt, etwas zu verbessern. Für die Tiere, für die Welt, für die, die nach uns kommen.“ Denn: „Immer nur nehmen – das geht sich auf Dauer nicht aus.“
Hilfe für Tiere im Burgenland
- Tierschutzhaus Sonnenhof
Eisenstadt, Tel.: 02687/481 49
www.sonnentiere.at - Tierheim Parndorf
Tel.: 0664/500 40 68
www.tierheim-parndorf.at - Streunerparadies
Heiligenkreuz im Lafnitztal
Tel.: 0664/215 34 00
www.streunerparadies.at - TSV Schnauzen WG
Weiden bei Rechnitz
Tel.: 0664/926 45 08
www.schnauzen-wg.at - TSV Herzensbrecher
auf Vier Pfoten
Jennersdorf
Tel.: 0677/622 230 16 - Tierhilfe Dreiländereck
Güssing
Tel.: 0664/401 33 81 - TSV Gnadenhof
Funny Farm
Kukmirn
Tel.: 0332/83 25 15 - Tierschutz Burgenland
St. Michael
Tel.: 0664/278 89 08
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