
© Vanessa Hartmann
Wer liebt, gewinnt.
Letztens fragte mich ein älterer Herr beim Bäcker, ob ich denn „schon vergeben“ sei. Ich lächelte höflich, wollte gerade antworten – und verlor mich dann kurz in der Frage: An wen genau? An einen Mann? Eine Frau? An die Freiheit? An mich selbst? Und überhaupt – warum klingt „vergeben“ eigentlich wie ein Urteil?
Ungeplant.
In dieser Ausgabe feiern wir die Vielfalt der Liebe – nicht als Regenbogen-Revolte, sondern als Einladung, die Schubladen endlich auszumisten. Warum? Weil echte Geschichten immer komplexer sind als Etiketten. Tom Neuwirth alias Conchita Wurst zum Beispiel weiß, wie man Grenzen kunstvoll sprengt – und dabei ganz bei sich bleibt. Zwei Männer erzählen uns, wie sie von der klassischen Vater-Mutter-Kinder-Erzählung in eine neue, ungeplant stimmige Version von Familie fanden. Und ein Paar, das nach drei Jahrzehnten Beziehung plötzlich ein neues Pronomen mit am Tisch hat, zeigt uns, dass auch die Liebe fluide sein kann, wenn man ihr Raum lässt.
Liebe schert sich nicht um Erwartungen, sondern wächst, wo Platz ist.
Nicole Schlaffer
Wild.
Wer glaubt, das sei „too much“, dem sei gesagt: Gesellschaft ist kein stilles Wasser, sondern ein sprudelnder, oft chaotischer Quell. Und Liebe ist ihr wildestes Element. Sie schert sich nicht um Erwartungen, sondern wächst, wo sie Platz bekommt – in Herzen, die mutig genug sind, sich selbst neu zu denken. Denn vielleicht beginnt Vielfalt genau dort, wo wir aufhören zu kategorisieren – und anfangen zuzuhören.
In diesem Sinne: Willkommen in einem Magazin, das sich nicht nur für das Sichtbare interessiert, sondern für das, was zwischen den Zeilen tanzt.
Schreiben Sie mir Ihre Meinung:
nicole.schlaffer@dieburgenlaenderin.at
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