Frauengesundheit

Frauengesundheit im Burgenland

Landeshauptmann Hans Peter Doskozil im Gesundheits-Talk.

5 Min.

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Einrichtungen für Frauengesundheit im Burgenland, allgemeine Gesundheitsversorgung und persönliche Gesundheit – Landeshauptmann Hans Peter Doskozil im Gesundheits-Talk.

Gesundheit tangiert jeden Menschen, die Gesundheitsversorgung ist ein politisches Schlüsselthema. Was bewegt Sie bei diesem Thema?

Hans Peter Doskozil: Es ist mir wichtig, dass den Burgenländer*innen auch in Zukunft eine wohnortnahe und qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung geboten werden kann – ohne Zwei-­Klassen-Medizin und ohne dass die Kreditkarte über die Qualität entscheidet. Deshalb haben wir viele Schritte gesetzt, die in diese Richtung wirken. Ich denke zum Beispiel an unsere Standortgarantie für fünf Krankenhäuser im Land mit der neu errichteten Klinik Oberwart und dem geplanten Klinikneubau in Gols. Außerdem bauen wir bestehende Standorte aus und erweitern das medizinische Leistungsangebot.

Der Begriff Frauengesundheit rückt immer mehr ins öffentliche Bewusstsein. Welchen Stellenwert hat Frauengesundheit für das Burgenland?

Im Burgenland bemühen wir uns seit vielen Jahren um Gesundheitsangebote für Frauen, ein paar Beispiele: Schon 2005 wurde hier ein damals österreichweit neuartiges Brustkrebs-Vorsorgeprogramm gestartet, bereits 2008 wurde bei uns die HPV-­Impfung im Rahmen einer Schulimpfaktion durchgeführt. In allen sieben burgenländischen Bezirken sind die Feminina-Informationsstellen eine wichtige Anlaufstelle. Und in der Frauenstrategie „Gleich *in die Zukunft“ sind die Themen Frauengesundheit und gesundheitliche Chancengerechtigkeit wesentliche Handlungsfelder.

Außerdem verstärken wir in den burgenländischen Kliniken auch spezifische Bereiche wie Brustgesundheit, Gynäkologie, Geburtshilfe und Kinderwunsch. So wurde die „Brustgesundheit Burgenland“ in Güssing vollkommen neu aufgestellt – mit einem Generationswechsel bei der Leitung, modernisierten Mammografien und MR, einer eigenen Onkologin in Zusammenarbeit mit der neuen Onkologie-Abteilung in Oberwart und dem Kinderwunschzentrum in Oberpullendorf.

Warum muss ein Unterschied zwischen Männer- und Frauengesundheit gemacht werden?

Es ist längst wissenschaftlich dokumentiert, dass sich die Gesundheitsrisiken und Krankheitsverläufe von Frauen signifikant von jenen der Männer unterscheiden. Es gibt Erkrankungen, die nur Frauen oder Männer betreffen oder geschlechtsspezifisch gehäuft auftreten aufgrund von biologischen Unterschieden. Außerdem sind Frauen aufgrund sozioökonomischer Faktoren deutlich stärker von gesundheitlichen Risiken betroffen. Es ist daher notwendig, diese Unterschiede umfassend zu berücksichtigen: bei der Prävention, bei Diagnosen und Therapien. Das ist eine Sache der Geschlechtergerechtigkeit, hier differenziert vorzugehen.

Hans Peter Doskozil
© Landesmedienservice

Welche Einrichtungen gibt es im Burgenland, die speziell die Frauengesundheit betreffen?

Wir haben in den vergangenen Jahren so viel wie nie zuvor in unser Gesundheitswesen investiert, das kommt natürlich auch den burgenländischen Frauen und Mädchen sehr zugute. Mit unseren zwei Brustgesundheitszentren in Güssing und Eisenstadt sowie gynäkologischen Abteilungen an den Kliniken in Oberwart, Oberpullendorf und Eisenstadt verfügen wir hier im Burgenland über ein gutes und dichtes Netz an Anlauf- und Behandlungsstellen im Bereich der Krankenhaus-Versorgung. Eine Besonderheit der Klinik Oberpullendorf ist die Kinderwunschambulanz.

Aber unsere allgemeine Offensive im Gesundheitsbereich bringt auch viele Vorteile für Frauen: Im Spitalsbereich haben wir ein Ärtzinnenpaket geschnürt, das mit den österreichweit höchsten Gehältern bereits Wirkung zeigt. Früher hatten wir mit Müh und Not Bewerbungen für Primariate, für die letzten Ausschreibungen haben sich dutzende hochqualifizierte Medizinerinnen beworben.

Ein Beispiel: Die neue Abteilung für Onkologie, Hämatologie und Palliativmedizin ist mit Univ.-Prof. Dr. Pichler ausgezeichnet besetzt, er ist eine Koryphäe auf seinem Gebiet. Um auch im niedergelassenen Bereich für eine hohe Ärztinnendichte zu sorgen, fördert das Land Praxen für Allgemein­medizinerinnen und Fachärztinnen mit Kassenverträgen. Durch diese Maßnahmen konnten insgesamt schon 55 Ordinationen angesiedelt werden.

Auch in burgenländischen Regionen mangelt es aktuell an Gynäkologinnen. Kann das Land diese Versorgungslücke kompensieren?

Es ist in Verhandlungen mit der Österreichischen Gesundheitskasse erstmals gelungen, dass zwei Kassenstellen vom Land beziehungsweise der Gesundheit Burgenland vergeben werden können. Auf dieser Basis soll jetzt in Güssing, um die Situation für Frauen in den zwei südlichsten Landesbezirken zu verbessern, ein Ambulatorium mit einem Schwerpunkt auf Gynäkologie in der Nähe der Klinik Güssing entstehen und mit Klinikpersonal besetzt werden. Aktuell läuft eine eingehende Prüfung des Vorhabens samt Standort­suche.

Gesundheit lässt sich heute längst nicht mehr nur an der medizinischen Versorgung festmachen. Was ist Ihrer Ansicht nach erforderlich, um Frauengesundheit insgesamt zu fördern?

Wir müssen – unabhängig vom medizinischen – auch in anderen Bereichen ansetzen. Frauen sind oft mit Mehrfachbelastungen konfrontiert – das wirkt sich auch auf die Gesundheit aus. Daher ist es mir wichtig, bestmögliche Rahmenbedingungen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu schaffen – etwa mit dem Gratiskindergarten oder der kostenfreien Kinderkrippe. Neben der Kinderbetreuung sind Frauen auch in der Pflege überproportional vertreten. Hier haben wir das Anstellungsmodell für pflegende bzw. betreuende Vertrauenspersonen geschaffen, das diese Personen fair entlohnt und sozialrechtlich absichert. Auch von der Einführung des burgenländischen Mindestlohns profitieren Frauen überdurchschnittlich.

Was tun Sie persönlich für Ihre Gesundheit?

Mein Terminplan ist meist ziemlich eng getaktet. Daher bemühe ich mich zumindest dort, wo es möglich ist, um eine gesunde Lebensführung. Das gelingt am besten daheim, wo meine Frau Julia sehr auf ausgewogene Ernährung und eine gesunde Lebensweise achtet. Außerdem versuche ich ein bisschen Sport zu betreiben. Wenn es unsere Zeit zugelassen hat, sind wir in den letzten Jahren gerne mit dem Rad unterwegs gewesen oder gewandert. Ich merke, dieser Ausgleich tut mir gut.

© Viktor Fertsak

MEHR ÜBER DIE AUTORIN DIESES BEITRAGS:
Mag. Nicole Schlaffer ist Chefredakteurin der BURGENLÄNDERIN und liebt es, Menschen und Ereignisse in spannende schriftliche Storys zu verpacken. Sie behält gerne den Überblick und sucht nach Lösungen, nicht nach Problemen. Gutes Essen & Trinken, Bücher und das Kommunizieren mit Menschen sind ihre Leidenschaften. Sie ist zweifache Mutter und bevorzugt es, an Orte zu fahren, an denen sie davor noch nie war.

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