Wir sprechen mit den Leiterinnen der Volkshilfe-Pflegedienste im Nord- und Südburgenland über die Herausforderungen in der Pflege.

Die Pflege im Fokus

Leiterinnen der Volkshilfe-Pflegedienste über Herausforderungen in der Pflege.

5 Min.

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Was genau sind Ihre Aufgaben als Pflegebereichsleiterinnen?

Karin Csencsits: Überwachung, Sicherung, Verbesserung der Pflegequalität und der Pflegeorganisation. Sicherstellung der Weiterbildung und Entwicklung der Mitarbeiterinnen sowie die Sicherung der Zufriedenheit der Mitarbeiterinnen. Regelmäßige Meetings mit Teamleiterinnen der einzelnen Stützpunkte, Teilnahme an deren Meetings. Überwachen der Pflegeprozesses-Informationsgespräche mit Klientinnen/Vertrauenspersonen hinsichtlich aller Maßnahmen der Gesundheits- und Krankenpflege.

Controlling im Bereich Arbeits- und Organisationsabläufe, Überwachung der Einhaltung der gesetzlichen Anforderungen in der Gesundheits- und Krankenpflege – mit Augenmerk auf das Gesundheits- und Kranken­pflegegesetz (GuKG). Auch Öffentlichkeitsarbeit in Form von Vorträgen, Kontakt zu Schulen gehört dazu. Wir erstellen Personaleinsatzpläne, legen Rahmenbedingungen zur Dienstplangestaltung fest und machen die Urlaubsplanung. Zum Aufgabenbereich gehört auch das Bewerbungsmanagement, das Führen von Bewerbungsgesprächen.

Alexandra Ritter: Zusätzlich zu meiner Position als Pflegedienstleitung Nord bin ich auch Teamleiterin des Stützpunktes Nickelsdorf. Als Teamleitung führe ich Erstgespräche bei unseren Patientinnen und Kundinnen vor Ort, führe Erst­anamnesen durch und habe somit nach wie vor den direkten Kontakt zu unseren Kund*innen und vielen Stakeholdern. Für mich ist das wichtig, um weiterhin der Basis und somit der Praxis nahe zu bleiben. Als ausgebildete Palliativkraft unterstütze und begleite ich auch Menschen und deren Angehörige in ihrer letzten Lebensphase, was mein Herzensgebiet ist.

Karin Csencsits, Pflegedienstleitung Süd
Karin Csencsits, Pflegedienstleitung Süd © beigestellt

Eine gute Life-Work-Balance erfordert mehr
Personal.

Karin Csencsits, Pflegedienstleitung Süd

Vor welchen Herausforderungen steht die Pflege im Burgenland derzeit?

Ritter: Die demografische Entwicklung und der somit steigende Bedarf bei gleichzeitiger Verknappung der zur Verfügung stehenden Pflegepersonen erfordert intelligente und kreative Lösungen. Wir beobachten seit geraumer Zeit einen exorbitanten Anstieg an hilfe- und pflegebedürftigen Menschen, die sich an uns wenden. Die stationären Einrichtungen sind entweder überfüllt oder können aufgrund von Personalmangel nicht mit voller Auslastung fahren, was zur Folge hat, dass die Menschen eher und mit mehr Einschränkungen entlassen werden, wodurch mehr Menschen unsere Hilfe brauchen.

Wir brauchen Strategien, um diese Entwicklung gut abzufangen. Es müssen Wege gefunden werden, mehr Personal auszubilden und dieses auch langfristig zu halten, um den öffentlichen Auftrag zu erfüllen und den Menschen die Sicherheit zu geben, dass sie im Falle des Falles auf kompetente Unterstützung zählen können. Pflege muss wieder attraktiv werden und als das wahrgenommen werden, was sie ist: Eine anspruchsvolle Wissenschaft, die sehr viel Courage, Empathie und Fachwissen erfordert und gleichzeitig wahnsinnig erfüllend ist.

Csencsits: Der große Wunsch der Menschen ist, so lange wie möglich zu Hause verbleiben zu können. Der Betreuungswunsch/Betreuungsbedarf zu Hause steigt. Mobile Pflege ist daher ein wichtiges Standbein in der Betreuung der Bevölkerung zu Hause, da Angehörige berufstätig sind und oftmals im Rahmen ihrer Berufsausübung nach zum Beispiel Wien oder Graz pendeln und daher nur am Wochenende zu Hause sind.

Wir sprechen mit den Leiterinnen der Volkshilfe-Pflegedienste im Nord- und Südburgenland über die Herausforderungen in der Pflege.
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Welche Rahmenbedingungen würde es Ihrer Meinung nach brauchen, um das Pflegesystem im Burgenland zu verbessern?

Csencsits: Um der Work-Life-Balance gerecht zu werden, bedarf es Erholungsphasen der Mitarbeiterinnen in den Pflege­berufen, woraus ein Mehrbedarf an Personal resultiert. In weiterer Folge sollte die Ausbildung forciert und genügend Ausbildungsplätze zur Verfügung gestellt werden. Personen, die im zweiten Bildungsweg in den Pflegebereich wechseln wollen, sollten besser unterstützt werden. Ein großer Meilenstein bisher war sicherlich die Anstellung von pflegenden Angehörigen durch das Land Burgenland. Diese haben regelmäßig die Möglichkeit, mit Fachkräften in Kontakt zu treten, um Informationen, Hilfestellungen und Tipps für die Betreuung des Angehörigen zu erhalten.

Ritter: Bereits seit längerer Zeit ist es so, dass die Mitarbeiterinnen in der Pflege erschöpft sind. Sie möchten wieder mehr Freizeit sowie familienfreundliche Arbeitszeiten. Es geht nicht nur um physische Belastung, sondern auch die psychische. Es fehlt Pflegekräften auch an Wertschätzung innerhalb der Gesellschaft und auch an finanziellen Anreizen. Der Trend, den Pflegeberuf zu verlassen und einen „leichteren“ Job zu finden, zeichnet sich deutlich ab. Nur mental gesunde Menschen können auch andere Menschen pflegen und unterstützen. Dies spüren die Patient*innen sehr deutlich.

Was war Ihre größte Herausforderung innerhalb des letzten Jahres?

Ritter: Die größte Herausforderung für mich war der Spagat zwischen den vielen pflegebedürftigen und hilfesuchenden Menschen, denen wir ein verlässlicher Partner sein möchten, und andererseits meinen Mitarbeiterinnen, die nicht über alle Maßen überlastet werden sollen.

Csencsits: Die Nachfrage nach pflegerischer Unterstützung in der Bevölkerung ist gestiegen, was eine Herausforderung für die Administration, Logistik und Planung bedeutet, um den Bedarf decken zu können. Ein Punkt, der mich ständig begleitet, ist die Personalrekrutierung und Mitarbeiterinnenbindung.

Alexandra Ritter, Pflegedienstleitung Nord
Alexandra Ritter, Pflegedienstleitung Nord © beigestellt

Wir müssen mehr Personal ausbilden und dieses auch
halten.

Alexandra Ritter, Pflegedienstleitung Nord

Was war Ihr schönstes Highlight innerhalb des letzten Jahres?

Csencsits: Ein Highlight war und ist der große Zusammenhalt im Team, man sieht, was gemeinsam geschafft und erreicht werden kann – zur Zufriedenheit der Klientinnen und Mitarbeiterinnen.

Ritter: Der direkte Kontakt mit Patient*innen ist generell ein Highlight für mich. Dieses Gefühl, etwas zu bewirken und etwas Sinnvolles zu tun. In dieser sensiblen Phase die Menschen zu unterstützen, ihnen Sicherheit und Kraft zu geben und ihnen somit zu ermöglichen, zu Hause würdevoll zu leben, erfüllt mich immer mit sehr viel Demut, und die große Dankbarkeit der Menschen ist immer etwas sehr Besonderes für mich.

www.volkshilfe-bgld.at

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