Wann, wenn nicht jetzt?
Zehn Länder in sieben Monaten. Victoria Buzanich erfüllte sich ihren Traum einer langen Reise durch Asien, Australien, Neuseeland und Europa.
Victoria Buzanich© privat
Der Nationalstolz der Australier, die Weingüter in Neuseeland, die Geschichte Kambodschas, die Technologie in Südkorea und die Regelverliebtheit der Japaner – Eindrücke, die die 30-jährige Victoria Buzanich bei ihrer Weltreise sammelte und die ihr keiner mehr nehmen kann. Sie haben ihre Persönlichkeit geprägt und Weiterentwicklung möglich gemacht. Davor war Victoria drei Jahre lang für den Winzer Leo Hillinger tätig, managte die Marketing-Abteilung des Weinguts. Der Abschied fiel schwer, doch die Zeit für eine Veränderung war gekommen. „Reisen war schon immer meine Leidenschaft. Covid hat einiges in mir ausgelöst, denn das Leben ist kurz und ich bin jung und ungebunden. Als Covid abflaute, dachte ich mir: Wann, wenn nicht jetzt?“ Sie startete im Oktober 2022 und kam im Mai 2023 wieder zurück ins heimatliche Nikitsch. Durchgetaktet und durchgeplant hat sie die Reise nicht. Lediglich einige Stationen waren für sie fix, so wusste sie beispielsweise, wann sie in Neuseeland sein wollte, alles andere war spontan, die Route ungewiss, es gab keine Vorbuchungen. „Das Leben spielt die schönsten Geschichten. Wenn du alles durchplanst, nimmst du dir zu viele Chancen. Es gab nie Situationen, in denen ich nicht weiterwusste oder Angst hatte. Ich habe ein großes Netzwerk und es gibt überall jemanden, der jemanden kennt. Auch über das Internet ist man schnell mit anderen connected und lernt neue Leute kennen.“
Ein Tattoo als Andenken
Victorias Weg führte sie mit ihrem Backpacker-Rucksack zunächst von Wien nach Thailand, um drei Wochen mit Inselhopping Urlaubsfeeling zu genießen. Nächster Halt war Kambodscha, wo sie mit Elefanten im Dschungel spazierte und das beeindruckende Kambodscha auf authentische Weise mit Einheimischen kennenlernte. Danach ging es über Malaysia nach Japan. Das war Victorias persönlicher Gamechanger. In Tokio, der größten Stadt der Welt, war sie eine von 40 Millionen. „Es war der sauberste Flughafen, den ich je gesehen habe. Die Japaner sind so korrekt und freundlich. Wenn dir jemand nicht helfen kann, dann hilft er dir, Hilfe zu finden. In den Restaurants lassen die Leute ihre Wertsachen auf den Tischen liegen, wenn sie sich etwas zu essen holen, alle stellen sich brav in Schlangen an. In den öffentlichen Verkehrsmitteln gibt es kein Gedränge, niemand spricht oder hört laut Musik. Alle achten aufeinander. Die Menschen sehen alle unterschiedlich aus, der eine ist als Manga verkleidet, der andere kommt gerade aus der Spielhalle und der nächste ist am Weg in eine Karaoke-Bar. Jeder lässt jeden sein, wie er ist, und sie leben friedlich miteinander. Ich habe sogar eine Demo miterlebt, die war so geordnet und brav, dass man sie fast nicht als solche erkannte“, erinnert sich Victoria mit einem Schmunzeln. Das „fantastische Essen“, die „gänzlich unterschiedliche Kultur“ – all das faszinierte die Backpackerin so sehr, dass sie sich die Koordinaten von Japan als Andenken in den Oberarm tätowieren ließ, auch wenn Tätowierungen in Japan noch eher als verpönt gelten. „Tattoostudios sind in Japan zwar mittlerweile immer mehr im Kommen, aber bei mir war das eher eine Hinterhofgeschichte“, lacht sie.
Australien im Tennisfieber
Nach Tokio ging es weiter nach Indonesien, wo sie bei Einheimischen auf den Nusa Islands einige Wochen lebte und in deren Kultur eintauchte, daneben durfte sie dort sogar einige Male an einer Schule unterrichten und wurde von den Locals zu außergewöhnlichen Plätzen abseits des Tourismus geführt. Weihnachten verbrachte sie mit Freunden aus Deutschland, die sie in Indonesien besuchten. Am 26. Dezember zog es sie dann nach Sydney, wo sie ihr „coolstes Silvester ever“ erlebte. Ein paar Tage später erreichte sie Melbourne, knüpfte dort Kontakte und lernte die australische Pub-Szene einschlägig kennen. Ihr Netzwerk bescherte ihr einen unvergesslichen 7-wöchigen Aufenthalt inkl. Tennis-Fieber bei den Australian Open, die zu dieser Zeit stattfanden.
Faszinierendes Neuseeland
Darauf folgten neun wundervolle Wochen in Neuseeland, in denen sie die Insel mit Bekannten und neu geknüpften Kontakten ausgiebig erkundete. „In Neuseeland ist Fliegen wie Busfahren. Du sitzt auf einem kleinen Terminal wie auf einer Bushaltestelle, es gibt keinen Sicherheitscheck, Flüssigkeiten sind egal. Du steigst einfach mit deinem Boardingpass am Handy ins Propellerflugzeug und hörst dort drin dein eigenes Wort nicht mehr.“ Auch die langen Distanzen in Neuseeland haben Victorias Gefühl von Zeit relativiert. „Die Einheimischen fahren schon mal ein paar Stunden, um den Nachwuchs zum Sporttraining zu bringen. Über lange Strecken gibt es kein Handy-Signal. Geschlafen habe ich dort mit Freunden im Camper Van mit Dusch-Coins für fünf Minuten Wasser. Ich habe gelernt, dass es nicht viel Luxus braucht, um eine gute Zeit zu haben. Die Landschaft ist so beeindruckend und abwechslungsreich, dass du mit dem Schauen nicht fertig wirst. Vulkane, Gletscher, Nadelwälder, Strände – es war herrlich.“
© privat
Akklimatisieren in Irland
Nach Australien und Neuseeland reiste sie nach Südkorea, wo die Mentalität noch mal eine ganz andere war. „Dass Menschen ständig auf die Straße spucken und Autos beim Zebrastreifen nicht halten müssen, sind nur wenige der ungewöhnlichen Erlebnisse in Südkorea. Die Mode ist komplett anders als bei uns, ausgefallen, die Pop-Kultur begegnet dir überall. Die Koraner*innen sind sehr auf Beauty bedacht, an jeder Ecke gibt es Kosmetikgeschäfte, auch Botox ist eine riesige Industrie.“ Die eindrucksvolle Technologie und Innovation waren für Victoria besonders faszinierend, „ähnlich wie in Japan, nur noch mehr abgespaced“.
Von Südkorea beschloss sie noch mal eine Woche nach Tokio zu fliegen, weil diese Stadt sie einfach nicht mehr losließ. Das Ende der Asien-Stationen bildete Singapur und von dort ging es weiter nach Irland zum Akklimatisieren in Europa, wo sie über einen burgenländischen Freund ins europäische Google-Headquarter kam. Die Autorundreise über den Ring of Kerry fungierte als krönender Abschluss dieses unvergesslichen Trips.
Raus aus der Bubble
Alleine unterwegs zu sein, war die beste Entscheidung für diesen Trip. „Wenn du zu zweit bist, reden dich nicht so viele Leute an, dann bist du immer in deiner Bubble. Es erfordert Mut und Vertrauen in die Menschen, alleine zu reisen, doch wenn man mit offenem Herzen und positivem Grundvertrauen durch die Welt geht, kommt ganz viel Positives zurück. Ich weiß jetzt auch, dass ich mich überall auf der Welt wohl und daheim fühlen kann.“ Und dass vieles im Leben nicht planbar ist, hat Victoria auch gelernt, dies war ein großer Aspekt, warum sie die Reise überhaupt antrat. „Ich hab immer gesagt, Job und Karriere stehen bei mir an erster Stelle, und habe mir meinen Lebensplan danach zurechtgelegt. Doch immer wenn ich einen Traum in meinem Herzen habe, versuche ich, mir diesen zu erfüllen. Und so war es auch mit der Entscheidung für die Reise. Wenn ich heute jemanden inspirieren kann und den Mut zur Umsetzung eines solchen Trips weitergeben kann, freue ich mich.“