5-Sterne Beziehung … & andere Märchen

Monica Weinzettl und Gerold Rudle © Lukas Beck

Monica Weinzettl und Gerold Rudle möchten sich im Café Dommayer treffen und kommen eine Stunde zu spät zum Interview. Das Warten hat sich gelohnt, denn sie sind ein eingespieltes Team und unglaublich entspannt. Und dann bekommt das Interview eine eigene Dynamik, denn sie sind sich stets einig und ergänzen sich in ihren Antworten. Wenig verwunderlich, schließlich haben sie bereits 2006 mit „Paaranoia“ Erfolge gefeiert und sich dabei lieben gelernt.

2011 haben sie offiziell „Ja“ zueinander gesagt. Seither arbeiten und leben sie glücklich miteinander. Gerold Rudle hat eine Leidenschaft für den SK Rapid, Monica Weinzettls Leidenschaft gehört dem Upcycling. Dazwischen stehen sie auf der Bühne, bleiben auch dabei ihrer „Ich und Du“-Politik treu und bedienen Geschlechter-Klischees mit hohem Wiedererkennungswert.

Wir sitzen auf euren Wunsch im Café Dommayer. Was verbindet euch mit diesem Café?

Gerold Rudle: Meine Mutter liebt die kleinen Törtchen von der Oberlaa und wir sitzen zweimal im Monat hier. Sie trinkt immer ein Glas Sekt, isst ein kleines Gulasch und dazu gibt es ein kleines Bier. Und abschließend ein Törtchen.

Monica Weinzettl: Ich habe zweimal in der Auhofstraße gewohnt, damit lag es nahe zum Frühstücken und dann kam die ORF-Nähe dazu. Man hat sich hier gern getroffen.

Im Oktober feiert ihr die Premiere von „5-Sterne Beziehung … & andere Märchen“. Wie kam es zu dem Titel?

Monica Weinzettl: Menschen neigen dazu, alles zu bewerten. Man kann sich kaum mehr orientieren, ohne dass man sich irgendwelche Bewertungen durchlesen muss. Kauft sich jemand noch etwas online, ohne vorher eine Bewertung gelesen zu haben?

Gerold Rudle: Wir haben ein bisschen recherchiert und mehr als die Hälfte aller Menschen, die online kaufen, kaufen nie, ohne Bewertungen gelesen zu haben. In der Reisebranche ist es besonders wichtig.

Monica Weinzettl: Hotelbewertungen liegen ganz vorne. Menschen brauchen Erfahrungsberichte. Und das finde ich wirklich eigenartig, denn ich höre mir an, was Menschen, die ich nicht kenne, über Dinge sagen, die ich nicht kenne, aber haben will. Komisch, denn wer sagt was und warum? Wenn jemand enttäuscht ist, weil so viele Kinder herumgerannt sind – und es ist aber ein kinderfreundliches Hotel, dann war dieser Mensch falsch.

Gerold Rudle: Aber man kann viel dabei lernen. Ich lese manchmal Bewertungen und finde es interessant, was Leute alles bewerten. Wie lange ist das Verlängerungskabel, wie lange hält der Akku? An so etwas würde ich gar nicht denken.

Monica Weinzettl: Aber niemand bewertet seine eigene Beziehung. Niemand hat den Mut, in den Spiegel zu schauen und sich zu fragen: Wie viele Sterne hat unsere Beziehung? Haben wir noch einen Stern und hängt auch der schief? Haben wir noch drei und einer ist zerkratzt? Wir haben dazu ein Facebook-­Posting gemacht und gefragt: Wie viele Sterne hat eure Beziehung? Die, die zurückgeschrieben haben, haben alle gesagt: fünf Sterne. Nicht einer hätte geschrieben: drei Sterne.

Gerold Rudle: Wer würde schon auf Facebook schreiben, mein Mann ist blöd, weil er mich betrügt? Ich habe in der Statistik gelesen, dass großteils Menschen, die im Internet bewerten, positiv bewerten. Wenn man eine Bewertung liest, sollte man davon ausgehen, dass es eher eine Überwertung ist. Es gibt fast nie zwei, drei oder vier Sterne. Und die mit einem Stern hatten immer ein blödes Erlebnis, etwa, weil der Kellner unfreundlich war.
Auf der Bühne bedient ihr euch vieler Klischees.

Wir wollen, dass die Leute zu uns kommen, sich unterhalten und etwas mit nach Hause nehmen. Von uns bestärkt werden und die ein oder andere Situation beim nächsten Mal vielleicht ein bisschen besser meistern. Und deswegen bedienen wir Klischees.

Monica Weinzettl: In dem Moment, wo Mann und Frau auf der Bühne stehen, gibt es zwei Sichtweisen. Und damit fällt es für viele unter Beziehungsprogramm. Und ich muss an dieser Stelle auch dazusagen, ich habe einen kleinen Aszendent Monk zu Hause (lacht).

Ich habe einen kleinen Aszendent Monk zu Hause.

Monica Weinzettl

Das Geheimnis eurer Beziehung ist also der Humor?

Monica Weinzettl: Ja, aber das ist es in jeder Beziehung. In dem Moment, wo man etwas mit Humor betrachtet, ist man schon einen Schritt weiter. Damit hat man schon eine Entfernung zum Problem. Das merkt man allein an Katastrophen. Wie lange hat es gedauert, bis es die ersten Coronawitze gab?

Hat sich das Kabarett über die Jahre verändert?

Monica Weinzettl: Absolut. Heute gibt es Comedy, Stand-up, Poetry Slam, aber das klassische Kabarett kommt aus dem Volkstheater. Gerold und ich haben eine klassische Schauspielausbildung. Langsam stirbt das klassische Kabarett aus, wahrscheinlich weil alles seine Zeit hat und das Publikum mit uns alt wird.

Gerold Rudle: Vieles verändert sich. Früher gab es noch das „Schlabarett“ …
Daraus entstand doch die berühmte Figur „Frau Knackal“.

Wäre „MA2412“ heute politisch unkorrekt?

Monica Weinzettl: Und wie! Die Serie wird ohne Ende wiederholt und es gibt einzelne Sequenzen, die wären so nicht mehr möglich. Die Witze, die sie untereinander gemacht haben, die nackten Frauen an der Wand. Man muss aber dazusagen, dass ich mit der Figur der Knackal nie verloren habe. Sie hat die Kunst der Manipulation beherrscht, das können Frauen, das ist etwas Angeborenes. Man hat sie auch schwer beleidigen können.

Geht uns der Humor verloren?

Monica Weinzettl: Wir haben das Glück, dass wir ein anderes Thema bedienen. Manche dürfen politisch unkorrekt sein. Michael Niavarani, der darf wirklich viel sagen. Und es ist schwer in Zeiten, in denen dich die Politik mit Skurrilitäten überholt. Die nehmen uns den Job weg, weil das, was die machen, das kann man nicht mehr überhöhen. Kabarett ist nichts anderes, als etwas zu überhöhen.

Gerold Rudle: An dem Tag nachdem der Doskozil gewonnen hat und dann doch der Babler – ich weiß nicht, wie viele Kabarettisten gepostet haben: Hört auf, unseren Job zu machen.

Monica Weinzettl: Und wenn so etwas aktuell passiert, nehmen wir natürlich da­rauf Bezug und machen am Anfang den ein oder anderen Scherz. Doch im Grunde sind wir diejenigen, die die Leute aus dem Alltag abholen.

Ich bin im Wechsel, manchmal stehe ich auf der Bühne und halte es nicht mehr aus, habe rote Ohren, einen roten Schädel, mir rinnt das Wasser den Rücken runter, und das ist erstens nicht lustig zum Haben und zweitens nicht lustig zum Anschauen. Wenn ich das auf der Bühne spontan thematisiere und sage: „Ich trage gerade zur Erderwärmung bei“ – dann lachen die Leute und es ist ein befreiendes Lachen.

Es wird nie alles gesagt sein über Männer und Frauen. Klischees gibt es mehr als genug.

Gerold Rudle

Für jene, die noch nie im Kabarett waren, warum lohnt sich der Besuch?

Monica Weinzettl: Wir wollen den Menschen immer etwas mitgeben. Es geht darum, den Menschen zu sagen, ihr seid nicht allein, beruhigen wir uns und lachen wir drüber. Es ist eine Auszeit vom Alltag.

Gerold Rudle: Und es wird nie alles gesagt sein über Männer und Frauen. Klischees gibt es mehr als genug. Es wurden schon vor über 200 Jahren Witze gemacht über Männer und Frauen. Das hört nicht auf und uns fällt immer wieder etwas Neues dazu ein.

Burgenland-­Premiere:

8.  November, 19.30 Uhr, KUZ Mattersburg

9. November, 19:30 Uhr, KUZ Mattersburg

10. November, 19.30 Uhr, KUZ Oberschützen

weinzettl-rudle.at