From New York to Neusiedl

Die Amerikanerin Lena Mattson führte eine Weinbar in New York und ein arbeitsreiches Hipster-Leben – bis sie den Burgenländer Baptist Niessl kennenlernte und zu ihm nach Neusiedl zog. Ihr Leben änderte sich komplett, die Freude an Wein und Kulinarik blieb.

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Lena Mattson © beigestellt

Ihre Bar „June“ wurde von diversen Plattformen als eine der besten Bars von New York City gelistet. Lena Mattson (33) verstand ihr Geschäft und zeigte eine Vorliebe für Natural Wines. So kam sie über Kontakte ins Burgenland. Denn einige der heimischen Winzer*innen gelten in Übersee als Celebritys der Naturwein-Szene. Bei einem Besuch im Burgenland als Erntehelferin bei Alex und Maria Koppitsch im September 2019 lernte sie Baptist Niessl kennen und lieben. Ein Jahr später zog sie nach Österreich, die Hochzeit folgte im Juni 2021. Das Paar übernahm das kultige Lokal „Neusiedler“ und modelte so einiges um. Im „Neuneusiedler“ gibt es eine neue Küche und der frische Anstrich sorgt für quirlige und hippe Stimmung. Saftige Burger, cooles Finger Food und eine der besten internationalen Weinkarten des Burgenlands verleihen dem Lokal ein ganz besonderes Flair.

Work hard, party hard. Ein Restaurant zu führen bedeutet viel Arbeit und Offenheit gegenüber Menschen. Diese Leidenschaft hat Lena von New York mit ins Burgenland genommen. © beigestellt

Du hast drei Jahre lang eine Natural Wine Bar in Brook­lyn geführt. Wie ist das Leben und Arbeiten in New York?
Lena Mattson: Mein Leben in New York war unglaublich! Aber auch anstrengend. In New York zu leben und erfolgreich zu sein – und mit erfolgreich meine ich nur, Miete zahlen zu können – ist nicht einfach. Aber es lohnt sich, in der besten Stadt der Welt mit unendlichen Möglichkeiten zu sein. Ich habe es wirklich geliebt, bei „June“ zu arbeiten. Mein Team war unglaublich klug, fleißig, freundlich und unterhaltsam. Ich wohnte in der gleichen Straße, in der auch die Bar war, also verbrachte ich wirklich viel Zeit in meiner Nachbarschaft, Cobble Hill. Ich arbeitete 14-Stunden-Schichten täglich, hatte mit den besten Weinen der Welt zu tun, mit sehr hochwertigem Essen, und meine Mitarbeiterinnen waren meine Freundinnen. In meiner raren Freizeit war ich immer in anderen Restaurants/Bars oder in den neuen Hotspots, die eröffnet wurden. Mein ganzes Leben drehte sich um Essen und Trinken (lacht).

Du bist geboren in San Francisco, aufgewachsen in Colorado, danach umgezogen nach North Carolina und kamst dann nach New York – das ist einmal quer durch die USA. Wie war deine Kindheit?

Meine Kindheit war großartig. Ich hatte immer ein gutes Verhältnis zu meinen Eltern und meinen beiden Brüdern. Zahlreiche Sportarten waren meine Leidenschaft und ich hatte viele Freund*innen. Meine Eltern ließen sich scheiden, als ich 14 war, aber sie verstehen sich bis heute gut, sind beide in Partnerschaften. Einer meiner Brüder lebt in Hollywood als Regisseur und der andere hat ebenso einen tollen Job und war erst vor ein paar Wochen hier zu Besuch.

Lebe lieber ungewöhnlich. Das unkonventionelle Paar liebt das Außergewöhnliche. © beigestellt

Wie hast du deinen zukünftigen Mann kennengelernt?

Das war während meines Besuchs bei der Weinernte bei Alex und Maria Koppitsch in Neusiedl am See im September 2019. Wir waren beide zu einer Geburtstagsfeier eingeladen, und am nächsten Morgen hörte ich, dass er mich schön fand, also fragte ich ihn nach einem Date und wir verbrachten meine restliche Zeit im Burgenland zusammen (lacht). Schon bei unserem ersten Date war klar, dass zwischen uns etwas ganz Besonderes ist.

Ein Jahr später hast du dich dazu entschieden, nach Österreich zu ziehen. Was waren deine Gedanken und Herausforderungen?

Irgendwo hinzuziehen ist immer eine Herausforderung. In ein neues Land mit einer anderen Sprache und Kultur zu ziehen, umso mehr. Ich bin im September 2020 umgezogen, mitten in der Pandemie, zwischen den Lockdowns. Daher war es am Anfang besonders schwer. Ich konnte keine Deutschkurse besuchen, auch nicht in eine Bar gehen, um Leute kennenzulernen, da nichts offen hatte. Mein eigenes Leben aufzubauen und neue Beziehungen zu knüpfen, war also am Anfang sehr schwer. Zum Glück ist mein Mann eine sehr bekannte und beliebte Person in der Gemeinde (lacht). Daher wurde ich von allen willkommen geheißen, und das hat sehr geholfen.

Lena Mattson gab ihr Leben in New York für die Liebe auf und zog ins Burgenland. © beigestellt

Als dein neues Leben in Österreich begann – war da ein bisschen Kulturschock dabei?

Natürlich, aber auf eine Weise, die ich nicht erwartet hatte. Ich bin es gewohnt, nach Schließung meiner Weinbar noch Lebensmittel einkaufen zu gehen, also um 1 Uhr morgens! In einem Ort zu leben, an dem Geschäfte und Restaurants nicht jeden Tag und nicht rund um die Uhr geöffnet sind, war eine Veränderung, an die ich mich schwerer gewöhnen konnte, als ich dachte. Auch die nicht so internationale Vielfalt der Lebensmitteloptionen im Vergleich zu New York.

Es braucht sehr viel Mut, etwas aufzugeben und woanders neu zu beginnen. Welchen Rat kannst du anderen Menschen geben?

Ich halte mich nicht für mutig, weil ich umgezogen bin, es ist eher egoistisch. Ich habe etwas nur für mich getan – okay, auch für meinen Mann (lacht). Aber ich denke, es ist wichtig, nicht negativ egoistisch zu sein, sondern immer sich selbst und seine Interessen zu erforschen und zu schauen, wohin sie einen führen. Ich hatte vor fünf Jahren weder den Plan noch den Wunsch, nach Österreich zu ziehen, aber die Dinge ändern sich, und das ist ehrlich gesagt eines der coolsten Dinge im Leben: zu einer besseren Version von sich selbst heranzuwachsen. Lernen von anderen Menschen, anderen Kulturen und Sprachen. Ich ermutige jeden zum Reisen, es muss nicht immer international sein, aber an neue Orte gehen und neue Interessen finden, weiter wachsen und lernen.

Wie sieht dein Alltag in Neusiedl am See aus?

Ein Restaurant zu besitzen, das ist mein tägliches Leben. Wir legen großen Wert auf Regionalität, Bio und Hausgemachtes. Bei der Weinkarte ist mir wichtig, sowohl burgenländische als auch internationale Weine zu führen. Alle Winzerinnen auf unserer Karte haben gemeinsam, dass sie viel Respekt und Wertschätzung für das Land und ihre Tätigkeit zeigen. Auf unsere Gäste warten gute Musik, mit Liebe gemachtes Essen und exzellente Getränke, aber auch herzlicher Service. Wenn wir mal nicht arbeiten, genießen wir den besten Brunch weit und breit in der „WeinX1 Greisslerei“ in Jois. Es ist großartig, Freundinnen mit so tollen Unternehmen zu haben! Mein Mann und ich sind Mitglieder im Tennisverein Jois, das macht gemeinsam und getrennt Spaß. In den Sommermonaten bin ich am liebsten bei „La Takeria“ am Hafen in Neusiedl. Und wenn wir Glück haben, speisen wir beim „Heimlich-Wirt“ in Gols.

www.neuneusiedler.at

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