Portrait von den Kernölamazonen Caroline Athanasiadis und Gudrun Nikodem-Eichenhardt in pinken Anzügen.

Die Kernölamazonen werden 20!

Wie alles anfing und wohin es führt(e).

8 Min.

Caroline Athanasiadis und Gudrun Nikodem-Eichenhardt sind die Kernölamazonen. © Monika Fellner

Die Kernölamazonen sind 20 – und finden: Es ist wie eine Ehe ohne Sex und ohne Scheidung.

Hätte sich Ehrentraud Lebenbauer damals nicht den Haxn gebrochen, wer weiß, ob es zu jenem Auftritt gekommen wäre, der sozusagen die „Bühnen-Ehe“ von Caroline Athanasiadis und Gudrun Nikodem-Eichenhardt besiegelte. Womöglich wäre es nur eine Frage der Zeit gewesen, denn die beiden stellten schon als Musiktheater-Studienkolleg*innen fest: Die Dynamik stimmt, „wir sind zwei, die zugreifen“, sagt Gudrun.

20 Jahre ist es her, dass Gudrun, Ehrentraud Lebenbauer und Michaela Riedl-Schlosser die Kernölamazonen gründeten. Caroline wirkte zunächst im Hintergrund als Choreografin mit; die Kombination aus Haxnbruch und ihrer spontanen Bühnenpremiere sah Kollegin „Traude“ aber als Wink des Universums. Seither sind Caroline und Gudrun als die „Kernölamazonen“ bekannt, Michaela ist die Autorin bzw. tritt mit den beiden jeweils bei der Weihnachts- und der Kinderproduktion auf.

Caroline, einmal einspringen und eine spektakuläre Geschichte nahm ihren Anfang. Hättest du das vermutet?
Caroline: Nein, aber direkt am Tag danach hat Traude zu mir gesagt: Sie möchte gar nicht mehr dabei sein, es sei eine Fügung – und eigentlich sei sowieso ich die Amazone. Zuerst dachte ich mir: Okay, dann machen wir halt ein bisschen. Dann wurde ich schwanger und Gudrun dachte, ich höre auf. Aber ich hab’ gesagt: Ich steige ein, wenn wir das auf eine professionelle Ebene heben – mit Regie, Kostümbildnerin, Website und schönem Flyer. Und sie hat gesagt: Das ist genau das, was ich immer schon wollte.
Daraufhin haben wir eineinhalb Jahre lang jeden Cent, den wir verdient haben, in das Projekt gesteckt. Wir haben alle Leute bezahlt, nur uns nicht.0
Gudrun: Und dann ging das richtig auf! Das Spannende war, dass von Anbeginn sichtbar war, dass das, was wir tun, gewollt war: Frauen, die gute, qualitativ hochwertige Unterhaltung bieten. Noch bevor wir Werbung gemacht haben, sind Einladungen gekommen. Die Traude hat die Zeichen gespürt!

Noch dazu zu einer Zeit, als kaum noch Kabarettistinnen auftraten.
Caroline: Wir wollten einfach die Menschen unterhalten und haben uns später auch explizit gegen politisches Kabarett entschieden. Am Anfang war der Fokus auf professionelle Musik auf der Bühne. Erst als wir gemerkt haben, das Publikum findet uns lustig, haben wir beschlossen: Dann machen wir ein Stück absichtlich lustig.

Zu Beginn war es also mehr eine Musikshow?
Gudrun: Genau, Peter Ale­xander für ein Frauenduo.
Caroline: Aber weil wir aus dem Musical kommen, war uns wichtig, dass unser Programm eine Geschichte hat. Es wurde eine Komödie.
Gudrun: … und war damals noch viel theatraler. Die Musik und das Singen sind uns geblieben, aber ich glaube, mittlerweile sind wir in der Qualität von Schlagfertigkeit und Doppelconférence unschlagbar.

Warum kein politisches Kabarett?
Caroline: Weil die Menschen ihre Sorgen vergessen sollen und zwei Stunden aus tiefstem Herzen lachen können. Sozialkritisches geht sich trotzdem aus.
Wir wurden anfangs belächelt, wir wären die Mädels, die nur ein bisschen herumhüpfen und Spaß machen. Manche fanden, das wäre kein Kabarett. Aber wenn sich Hunderte Menschen Tickets für einen Abend kaufen und lachen, was ist es dann? Es hat ein bisschen gedauert, bis wir uns selbst vom Schubladendenken emanzipiert haben.
Gudrun: Was die Politik betrifft: In den letzten Jahren greife ich mir nur noch am Schädel und bin eher schockiert, als dass ich Lust hätte, es lustig aufzubereiten.

Was ärgert euch abseits der Bühne?
Caroline: Zum Beispiel dass Menschen für sich persönlich Machtpositionen ausnützen, dass es keine Verbindung mehr zum Volk gibt – und kein gemeinsames Nach-vorne-­Schauen. Denken die nicht an ihre Kinder?
Gudrun: Mich regt Eng­stirnigkeit auf, wenn sich Leute eine Meinung bilden, ohne vorher mit den Menschen zu reden, und sie sie dann als Projektionsfläche benutzen. Und es regt mich auf, dass Frau und Mann unterschiedlich bewertet werden. Das ist so langweilig, das hat mich immer schon angezipft.

Bekommt ihr das zu spüren?
Caroline und Gudrun: Sicher!
Caroline: Ich bin noch dazu klein und zierlich. Wenn ich wo sage, dass etwas nicht wie vereinbart für unseren Auftritt vorbereitet wurde, hören mir bis heute manche einfach nicht zu. Dann weiß ich schon, das ist wieder einer, der nur mit einem Mann redet. Früher bin ich da ausgerastet, jetzt schicke ich unseren Techniker hin.
Gudrun: Womit wir schon alles konfrontiert wurden! Und ich sage noch mal: Langweilig! Es würde mir umgekehrt nicht einfallen.
Caroline: Es hält sich auch noch immer das alte Klischee, Frauen wären nicht lustig. Die Menschen sind Gewohnheitstiere, seit Jahrzehnten werden im Fernsehen fast nur lustige Männer gezeigt. Jetzt sind schon einige Frauen da, aber was passiert: Es gibt für einen Abend fünf Plätze, dann werden vier Männer genommen – und eine Frau. Am besten noch ein Kind und einen Hund dazu, dann haben wir alles abgedeckt. – Dabei wollen wir gar nicht besser behandelt werden, sondern einfach nur gleich.

Portrait von den Kernölamazonen Caroline Athanasiadis und Gudrun Nikodem-Eichenhardt im Freien.
© Benjamin Gasser

Die Kabarettistin Malarina sagte in einem Interview anerkennend: Ihr gehört zu den wenigen, die schon lange auch Hallen füllen können. Was ist das Geheimnis?
Gudrun: Sich nicht unterkriegen lassen. Wir diskutieren gegen 2000 Jahre Patriarchat. Dabei wollen wir nicht gegen irgendwen reden, sondern für uns sprechen. Wir unterhalten seit 20 Jahren und haben das Glück, dass wir gewollt werden – auch von Menschen, die einen Anspruch haben. Eine kann Latein studieren und trotzdem bei uns lachen, weil die Caro grad blöd schaut oder die Gudrun komisch ausschaut, wenn sie hüpft. Das eine schließt das andere nicht aus.
Caroline: Wir nehmen uns jeder Musikrichtung an – und allen Alltagsthemen. Jede:r kann sich bei uns wiederfinden, ob man sich über den Straßenverkehr ärgert, das Kind, das nicht aufstehen will, oder über Beziehungsgeschichten. Und: Wir sprechen mit den Leuten, beziehen sie mit ein, wir haben diese Wand einfach aufgebrochen.

Das braucht auch Mut, oder? Man weiß ja nie, was kommt.
Gudrun: Alles kommt – oder nix, wir haben immer Spaß damit. Es ist schon lustig, ins Publikum zu schauen. Es gibt viele, die mitgenommen werden. Die sieht man: Sie freut sich voll, er sitzt angefressen da. Einmal habe ich in Oberösterreich ein Paar beobachtet, bei dem ich mir gleich gedacht habe: Ob die nach der Pause noch da sind? – Der Konflikt sah etwas größer aus.
Ich habe den Typen dann immer angeschaut, weil ich mir gedacht habe, vielleicht kann ich ihn noch überzeugen, dass es eh nicht so schlecht ist. Ich spiele also, auf einmal schaut er mich an, schüttelt den Kopf – und streckt mir die Zunge raus.
Caroline: Das habe ich leider nicht gesehen, aber dafür Gudruns Gesicht – und ich habe in der Sekunde gewusst: Da ist etwas passiert. Sie hat nur noch gelacht.

Lasst uns CO2 sparen, damit die Leute euer Privatleben nicht googeln: Was darf man von euch abseits der Bühne wissen?
Caroline: Ich habe zwei Söhne, 16 und 9 Jahre alt, bin seit fünf Jahren verheiratet, seit zehn Jahren mit meinem Mann zusammen und lebe in Wien. Ich frühstücke nicht, sammle Ohrringe, gehe gerne zum Heurigen, fahre gerne auf Urlaub und koche gerne. Ich liebe Filme, den Songcontest und Harry Potter.
Gudrun: Ich habe einen achtjährigen Sohn, er ist zur Hälfte bei mir, zur Hälfte bei seinem Vater. Ich habe seit drei Jahren einen Freund in Oberösterreich, wohne in Wien und bin aber somit auch viel zwischen Oberösterreich und der Steiermark unterwegs. Ich liebe es, Salsa zu tanzen, bin immer am Abnehmen, weiß viel darüber, bin aber gar nicht so erfolgreich. Und ich bin ein Lehrerkind und habe drei Schwestern.

20 Jahre Kernölamazonen. Geburtstags-Sause und -programm – was wird’s geben?
Caroline: Wir werden unser ganzes Leben miteinander in der Ehe Revue passieren lassen, man wird Dinge sehen, die man nie sehen wollte. Dinge, die auch wir nie wieder sehen wollten. Wir lassen es richtig krachen. Es wird lustig!

Caroline Athanasiadis und Gudrun Nikodem-Eichenhardt stehen mit Requisiten auf einem Feld.
© Julia Wesely

20 Jahre Liebe & Kernöl bei den Kernölamazonen

  • 24./25.09.2025, Graz, Theater der Komödie Graz
  • 17.10.2025, Lannach, Steinhalle Lannach
  • 19.10.2025, Leibnitz, Kulturzentrum Leibnitz
  • 24.10.2025, Köflach, Kunsthaus Köflach
  • Geburtstags-Sause: 04.11.2025, Graz, Orpheum Graz
  • 28.12.2025, Weiz, Kunsthaus Weiz
  • 25.02.2026, Gleisdorf, forumKLOSTER Gleisdorf
  • 27.02.2026, Hartberg, Stadtwerke-Hartberg-Halle
  • 10.05.2026, Graz, Orpheum Graz

Alle Infos zu den Kernölamazonen: www.kernoelamazonen.at

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MEHR ÜBER DIE AUTORIN DIESES BEITRAGS

Viktoria Kery-Erdelyi BURGENLÄNDERIN
Viktória Kery-Erdélyi © Vanessa Hartmann

Viktória Kery-Erdélyi ist Redakteurin, hört und schreibt sehr gerne Lebensgeschichten von Jung und Alt, bemüht sich, Menschen, die sich gegen Ungerechtigkeiten engagieren und die Welt zu einer besseren machen wollen, eine Stimme zu geben. Sie studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaft und ist zweifache Mama. E-Mail von Viktoria Kery-Erdelyi: viktoria.kery-erdelyi@dieburgenlaenderin.at

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