
„Nie aufgeben bei Brustkrebs!“
Eveline Holpfer aus Litzelsdorf hat den Brustkrebs zweimal durchgestanden. Sie spricht offen über Ängste, Rückschläge und darüber, wie kleine Ziele und ihre Familie ihr Kraft geben.
Eveline Holpfer Pink Ribbon Betroffene c Laura Jagoschuetz | weikmi |
Als Eveline Holpfer im März 2014 gemeinsam mit ihrer Mutter zur Mammografie ging, dachte sie an vieles – aber nicht an Brustkrebs. „Meine Mama durfte rausgehen, ich musste drinbleiben“, erinnert sie sich. Von da an änderte sich alles: Die Diagnose lautete triple-negativ, eine aggressive Form von Brustkrebs. Was folgte, waren Operation, sechs Chemotherapien und 33 Bestrahlungen.
Eveline war damals 56, ein positiver Mensch, wie sie selbst sagt. „Die Chemo war fast wie mein Lebenselixier, sie hat mein Leben weitergebracht.“ Sie setzte sich kleine Ziele: den Schulanfang der Enkelkinder, eine Kommunion, Feste im Familienkreis. Schritt für Schritt gelang es ihr, den Alltag zu meistern. Die Nebenwirkungen nahm sie in Kauf, die Hoffnung hielt sie aufrecht und sie besiegte den Krebs.
Die Jahre vergingen, sie engagierte sich, nahm an Treffen und Projekten teil, lernte andere Betroffene kennen. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihr ein Fotoshooting in Wiener Neustadt mit 15 Frauen. „Wir wollten der Krankheit ein Gesicht geben, Mut und Hoffnung schenken.“ Mit der Brustkrebsaktivistin Claudia Altmann-Pospischek verbindet sie eine Freundschaft, gemeinsam setzten sie Zeichen für mehr Sichtbarkeit.


Der zweite Schock
Doch im März 2025 kam ein weiterer Einbruch: Bei der Mammografie zeigte sich ein neuer Tumor, diesmal in der linken Brust. Eveline spürte sofort, dass es ernst ist. „Es traf mich wie ein Schlag“, erzählt sie. Wieder Chemotherapie. Sechs Zyklen, die sie dieses Mal besonders schwer trafen: starker Durchfall, massiver Gewichtsverlust, kaputter Darm, brüchige Nägel, Müdigkeit.
„So schlecht wie diesmal ist es mir damals nicht gegangen.“ Die Operation Ende September hatte sie bei Redaktionsschluss noch nicht hinter sich, doch ihr Wunsch wäre eine Mastektomie – und zwar die Abnahme beider Brüste. „Das wäre die beste Variante für mich. Eine Rekonstruktion möchte ich keine.“
Halt im Alltag
Trotz aller Belastungen verlor sie nicht den Lebenswillen. Ihr Mann sei ihr Herzensmensch, ihre Stütze, betont sie. Auch die Kinder und Enkelkinder geben ihr Kraft. „Die kleinen Schritte, die ich mit ihnen erleben wollte, haben mich immer weitergebracht.“

Es sind die alltäglichen Dinge, die Eveline Halt geben: die Gartenarbeit, das Fotografieren in der Natur, Reisen mit ihrem Mann. Auch die Gesprächstherapie half ihr, die Krankheit zu verarbeiten. „Das sollten viel mehr Leute machen“, meint sie. Im Verein „Frauenselbsthilfe nach Krebs“ findet sie Austausch und Gemeinschaft.
Doch trotz aller Stärke kennt sie auch die Momente der Resignation.
Zum zweiten Mal trifft es mich. Zum zweiten Mal steh’ ich auf und geh’ weiter!
Eveline Holpfer
„Ich habe viel alleine geweint und mir Gedanken gemacht: Warum ich? Das Warum ging mir nicht aus dem Kopf.“ Doch immer wieder rappelt sie sich auf. Beim Frauenlauf, nur eineinhalb Wochen nach der letzten Chemo, ging sie mit – es war ihr Ziel, und sie hat es geschafft.
Die Botschaft
Ihre Botschaft ist klar: „Nie aufgeben! Das Wichtigste ist die regelmäßige Vorsorge. Die hat mir das erste Mal schon das Leben gerettet und jetzt genauso.“ Sie weiß, dass die Krankheit Spuren hinterlässt, körperlich wie seelisch. Aber sie hat gelernt, sich selbst wichtig zu nehmen.

„Früher war alles andere wichtiger für mich als ich selbst. Aber jetzt habe ich erkannt: Wenn es mir nicht gut geht, geht es den anderen auch nicht gut.“ Deshalb hat sie auch beim Schminkkurs mit Fotoshooting des Vereins Feel Again mitgemacht. „Es war so schön und ich habe viel dabei gelernt. Ich bin sehr dankbar, dass es solche Angebote gibt.“
Eveline ist heute 67 Jahre alt. Sie hat den Brustkrebs zweimal durchlebt. Der erste Tumor war triple-negativ, der zweite hormonell. Und trotzdem blickt sie nach vorn. Sie feierte ihre Goldene Hochzeit nach, fährt mit dem Pensionist*innen-Verein nach Kroatien, genießt die Zeit mit der Familie.
Und sie gibt weiter, was sie selbst trägt: Hoffnung. „Meine Freundin hat gesagt, ich bin ihr größtes Vorbild.“ Eveline lächelt, wenn sie das erzählt. Sie weiß, dass das Leben endlich ist, aber auch, dass es umso wertvoller wird, wenn man es bewusst lebt.
Am Ende bleibt ihre klare Haltung, die sie immer wieder betont:
Immer kleine Ziele vor Augen haben. Das Leben genießen. Nie aufgeben.
Eveline Holpfer
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