Sophie Katharina Schollum mit Querflöte

Sophie Katharina Schollum – Musikerin und Komponistin

Gesellschaft für Opas Fußstapfen

5 Min.

Sophie Katharina Schollum © saLeh roZati

Demnächst bei den 50. Halbturner Schlosskonzerten.

Als Sophie Katharina Schollum auf die Welt kam, lebte ihr Großvater nicht mehr. Eine Seite an ihm kennt sie vermutlich dennoch besser als viele andere: seine Musik. Robert Schollums Kompositionen – er war viele Jahre Präsident des Österreichischen Komponistenbundes (heute: Austrian Composers) – wurden die Brücke zwischen ihnen beiden.

Auch in der Enkelin erwachten schon früh Sehnsucht und Ehrgeiz, Neues zu schaffen. Und seine Fußstapfen inspirieren die Musikerin und Komponistin vielmehr, als sich von ihnen einschüchtern zu lassen; sie macht mit selbstbewussten Schritten ihre eigenen. Sophie Schollum möchte mit Musik berühren, anregen und sogar überraschen – so auch bei den Halbturner Schlosskonzerten. Zum 50. Mal finden sie heuer statt, gegründet hatte sie Robert Schollum.

Sophie Katharina Schollum und Papa Benno Schollum
Treffen einander in Liedern. Sophie Katharina Schollum und Vater Benno Schollum © privat

„Das war aber lange vor meiner Geburt 1992“, lacht sie. Und witzig ist das insofern, weil die in Wien lebende Künstlerin das Schloss in Halbturn eigentlich erst jüngst auf der Suche nach Auftrittsorten für sich entdeckte. Als sich herausstellte, wie bedeutend die Verbindung zu ihrer Familie war, tauchte eine stimmige Idee auf, die prompt auf fruchtbaren Boden fiel: „Mein Vater Benno und ich treten gemeinsam gerne mit Wiener Liedern auf, das ist sozusagen unsere Schnittstelle, wo wir uns musikalisch treffen. Heuer im Jubiläumsjahr dürfen wir nun die Schlosskonzerte eröffnen: mit Liedern von meinem Großvater und Werken seiner Lieblingskomponisten wie Schubert, Haydn und Debussy.“

Musik mit Botschaften

„Mein Großvater hatte ein sehr schönes Gefühl für Klänge und Harmonie“, macht Sophie Schollum Lust auf seine Volkslied-Bearbeitungen, die nicht zuletzt auch mit pointierten Texten punkten, wie sie verrät. Auch ein gesellschaftskritisches Lied ihres Vaters, das inhaltlich dazu animiert, hinter Fassaden zu schauen, wird erklingen; den einstigen Blues, mit dem Benno Schollum schon in den 1970ern einen Wettbewerb gewann, vertonten Vater und Tochter neu.

Hinzu gesellt sich außerdem eine Kostprobe mit dem Titel „Nachricht von Außen“ aus Sophie Schollums aktueller Arbeit „greygreenblue – vol. 1992 – gesammelte Zwischenräume“. Dahinter steht ihr Soloprojekt für Flöte, Gesang und Effektgeräte, das sie – bis auf die Lichtinstallationen – auch live allein präsentiert. „Hier kommt kein Text vor“, beschreibt die Künstlerin. Sie kombiniert Bassflöte mit Elektronik, „das klingt sphärisch und experimentell. Die Klänge sollen Eindrücke hinterlassen, so wie es auch Dinge tun, die von außen in unser Leben treten – und schließlich ­beeinflussen sich beide Seiten gegenseitig.“

Gedanklicher Anstoß für diese Komposition ist ihre Auseinandersetzung mit Ungerechtigkeiten gegenüber Frauen, „die wir teilweise sogar als selbstverständlich hinnehmen, weil sie uns täglich begegnen“, sagt sie. Das gesamte Werk soll später zehn kleine „Begegnungen“ beinhalten und wird voraussichtlich auch als Abschluss­arbeit eines weiteren Studiums dienen. Das Masterstudium an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (MDW) trägt den Titel „Contemporary Arts Practice“, die Richtung, die sie wählte, ist „Composer, Improviser, Performer“.

In Wort und Klang

Wie die schöpferische Laufbahn jener Frau begann, deren Herz nicht weniger für AC/DC als für Schubert schlägt?
„So wie die von vielen anderen Kindern aus Musikerfamilien: mit musikalischer Früherziehung“, winkt sie schmunzelnd ab. Blockflöte mochte sie weniger, das Klavier und die Querflöte schon viel mehr – und sie liebte von Beginn an das Singen. Weil es anfangs mit den Chören nicht klappen wollte, nahm sie Schlagzeug bzw. Schlagwerk noch mit in ihr Repertoire und begann schon jung, eigene Bands zu gründen. Parallel dazu schrieb sie auch Texte und wollte lange Autorin werden; heute genießt sie es, beide Ausdrucksformen zur Verfügung zu haben, sagt sie. Das Bemerkenswerte an ihrer musikalischen Bio ist, dass sie praktisch von Beginn an schubladenlos agierte.

Das änderte sich bis heute nicht. Ein Auszug aus ihrem jüngsten Schaffen: Mit dem Singer-Songwriter-Projekt „Sanyoo“ tänzelt sie vorwiegend zwischen Pop und Jazz; mit dem Frauentrio „Mister Montelli“ – gemeinsam mit einer Bratschistin und einer Bassklarinettistin – bewegt sie sich in der klassischen Moderne. Und bei „stAge“ entwickelte sie mit Künstlerkolleg*innen eine Performance mit Tanz, Musik, Poesie und bildender Kunst über Vergänglichkeit und das Wahrnehmen und Akzeptieren körperlicher Veränderungen.

Neues in kleinen Dosen

„Es gibt natürlich Musik nach Haydn und Mozart, mir ist die Gleichberechtigung der Stile sehr wichtig“, betont sie. „Das braucht nur etwas Offenheit, man kann die Menschen immer in kleinen Dosen an etwas heranführen, womit sie nicht gerechnet haben.“ Das größte Geschenk sei es dann, „wenn es im Konzert zu einem Energieaustausch mit dem Publikum kommt“, findet sie. „Ich versuche auf unterschiedlichen Wegen Inhalte zu transportieren, wenn etwas an- und zurückkommt, ist das sehr inspirierend und gewinnbringend.“

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Halbturner SCHLOSSKONZERTE

23. Mai: Eröffnungskonzert mit Sophie Katharina und Benno Schollum
30. Mai: Klavierabend mit Paul Gulda
6. Juni: Young-Stars präsentiert von Prof. Günther Kleidosty
21. Juni: Wiener Sängerknaben
27. Juni: Das Feuerbach Quartett: Brahms – Britten – Beatles
19. Juli: Gala-Abend unter Sternen mit Kammersänger Clemens Unterreiner
5. Sept.: Kreisler 4 You, Paul Kropfitsch (Geige) & Max Kromer (Klavier)
12. Sept.: Piazzolla meets Movie mit Erich Oskar Huetter & Friends
19. Sept.: Quintett Gitarrissima

Jeweils um 19.30 Uhr, alternierend im Freskensaal, in der Pfarrkirche und im Schloss-Innenhof.

www.halbturner-schlosskonzerte.at

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MEHR ÜBER DIE AUTORIN DIESES BEITRAGS:

Viktoria Kery-Erdelyi BURGENLÄNDERIN
© Vanessa Hartmann

Viktória Kery-Erdélyi ist Redakteurin bei der Burgenländerin, hört und schreibt sehr gerne Lebensgeschichten von Jung und Alt, bemüht sich, Menschen, die sich gegen Ungerechtigkeiten engagieren und die Welt zu einer besseren machen wollen, eine Stimme zu geben. Sie studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaft und ist zweifache Mama.

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