Weinbranche

Weinbranche – quo vadis?

Eine aktuelle Bestandsaufnahme und ein Ausblick in die Zukunft mit Weinexperte und Geschäftsführer der Wein Burgenland Christian Zechmeister.

3 Min.

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Wie ist der neue Jahrgang zu beurteilen?

Christian Zechmeister: Die Weinmenge wird deutlich unter dem Durchschnitt der letzten Jahre liegen, im Burgenland um 15 bis 20 Prozent weniger. Österreichweit wurden von 2019 bis 2023 durchschnittlich im Jahr 2,41 Mio. Hektoliter geerntet, heuer werden rund 2 Mio. Hektoliter erwartet. Überaus früh fand der Start der diesjährigen Wein­lese statt – die Gründe sind mannigfaltig: Der frühe Rebaustrieb, die frühe Rebblüte, die gute Niederschlagsversorgung und die darauffolgenden Hitzeperioden während des Sommers. Weinliebhaber*innen dürfen sich auf einen reifen, harmonischen Weinjahrgang freuen, der punktuell vielleicht etwas kräftiger ausfallen wird.

Weinbranche
© Weintourismus Burgenland/Hollunder

In Österreich sind alkoholfreie Weine noch eine Nische, auf internationalen Messen ist steigendes Interesse zu bemerken.

Christian Zechmeister, Geschäftsführer Wein Burgenland

Alkoholfreie Weine sind im Kommen. Wie geht die burgenländische Weinwirtschaft mit diesem Trend um und wie aufwendig ist die Herstellung alkoholfreier Weine?

In Österreich und somit auch im Burgenland sind alkoholfreie Weine noch eine absolute Nische. Auf internationalen Messen merkt man jedoch, dass das Angebot und Interesse an No- oder Low-Alcohol-Weinen steigt. Dies ist zurückzuführen auf eine steigende Anzahl an Menschen, die gänzlich oder teilweise auf Alkohol verzichten. Dies ist auch für unsere Branche ein Trend, den es zu beachten gilt, aber auch eine spannende Zielgruppe, die man mit alkoholfreien Weinen ansprechen kann. Im Burgenland gibt es einige Betriebe wie zum Beispiel In Signo Leonis oder Vinum Pannonia Allacher, die sich dieser Thematik aktiv annehmen und hier wirklich tolle Qualitäten produzieren. Ich glaube auch, dass dies eine durchaus interessante Ergänzung zu dem bestehenden Sortiment sein kann und hier neue Kund*innen zu gewinnen sind. Die Herstellung alkohol­freier Weine ist sehr aufwendig – meist wird die Entalkoholisierung mittels Vakuumdestillation durchgeführt, danach eine Aromarückgewinnung aus dem Destillat.

Man hört immer öfter, dass in den Weinkellern derzeit mehr Wein lagert, als getrunken wird. Der weltweite Weinkonsum geht zurück. Wie gehen die burgenländischen Winzerinnen damit um und wohin wird Ihrer Meinung nach der Trend gehen?

Hier kann ich nur zustimmen – die Zahlen belegen eindeutig, dass der weltweite Weinkonsum leicht rückläufig ist. Ein Grund hierfür ist das geänderte Konsumverhalten. Speziell in den traditionellen Weinländern trinken Menschen weniger und seltener, wenngleich sie bereit sind, mehr pro Flasche auszugeben. Insgesamt erfährt Wein als Produkt einen Wandel: Er wird weniger als funktionales und alltägliches Getränk, sondern eher als Spezialität zu einem bestimmten Anlass gesehen. Zudem gibt es auch einen Trend zu leichteren Weinen und auch zu Weißwein und Rosé. Neue Stile wie Natural- und Orangeweine gewinnen dabei an Bedeutung. Für junge Konsumentinnen ist eine Nährwertangabe oder Sonderbezeichnungen nicht interessant. Sie interessiert vielmehr, wie der Wein produziert wurde: Nachhaltigkeit ist hier ein Trend.

Qualität wird sich langfristig immer durchsetzen. Unsere Betriebe haben bereits in der Vergangenheit bewiesen, dass sie großen Herausforderungen gewachsen sind. Auch jetzt merken wir, wie aktiv unsere Branche mit neuen Produkten, aber auch neuen Marketingaktivitäten auftritt. Neue Märkte werden erschlossen. Auch wenn der Druck am Markt aktuell sehr groß ist und es in den kommenden Monaten nicht leicht sein wird, bin ich mir sicher, dass die burgenländische Weinwirtschaft auch diese schwierige Phase überwinden und sogar Chancen, die sich ergeben, nutzen wird.

Mit unseren Bezeichnungen müssen wir einfacher werden – hier sind wir zu kompliziert. Mit unserer Herkunft „Burgenland“, die immens positiv aufgeladen ist, haben wir hier ein Ass im Ärmel, das wir noch viel stärker spielen müssen. Auch müssen wir in der Art der Präsentation neue Wege gehen. Der Weintourismus wird dabei noch eine deutlich prominentere Rolle spielen – international zeichnet sich bereits ein Trend ab und auch im Burgenland kommen immer mehr Gäste des Weines wegen zu uns. Dies fördert nicht nur den Absatz, sondern die gesamte regionale Wertschöpfung.

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