Kinoabend: Open-Air-Filmvorführung

Kinoabend im Empiresaal

Eine engagierte Gruppe organisiert fabelhafte Kinoabende im Schloss Esterházy.

4 Min.

© Kino Eisenstadt

Auf einen Plausch mit den beiden Obfrauen der Kinoabende.

Die erste Reise wagten sie mit „Nachtzug nach Lissabon“. Start war im Café Maskaron, das ist jetzt mehr als fünf Jahre her und das Abenteuer nahm trotz einiger Hürden glücklicherweise bis heute kein Ende.
Die Rede ist vom aktuell elf engagierte Köpfe zählenden Verein „Kino Eisenstadt“, der 2019 mit seiner Gründung beschloss, der Ära einer kinolosen Landeshauptstadt ein Ende zu setzen.

Kinoabend: 8 Frauen und ein Mann auf einer Schlosstreppe
FILMVERLIEBT: Der Verein Kino Eisenstadt. Die beiden Obfrauen sind Helma Haas (vorne, 2. v. r.) und Heidi Brandl (hinten, r.) © Kino Eisenstadt

„Ich bin praktisch im Haydnkino aufgewachsen und später, als ich beruflich nach Wien gegangen bin, oft in tollen Kinos wie dem Apollo oder dem kürzlich ausgezeichneten Filmcasino gewesen“, erinnert sich Heidi Brandl.

„Zuerst hat in Eisenstadt das Haydnkino zugesperrt, später auch das Stadtkino, das war furchtbar“, bedauert die Cineastin Helma Haas. Heute sind die beiden Obfrauen von „Kino Eisenstadt“; sie schritten selbst zur Tat. 2018 hatte Heidi Brandl ihren Mann verloren.

Als Berufstätige war sie zuvor in der Finanzdienstleistungsbranche, auch in leitenden Positionen und oft verknüpft mit verschiedenen Abteilungen. Sie war ein volles Leben gewöhnt, allein in der Pension ist es still geworden in ihrem Eisenstädter Haus. „Mir war’s fad“, sagt sie und lacht, „da habe ich alles aufmerksam gelesen, auch das Amtsblatt“. Ebendort fand sie die Einladung zu einem Denkabend – und den Kontakt zu Helma Haas, die sie prompt anschrieb.

„Wir waren und sind eine kleine Gruppe an Menschen, darunter auch Berufstätige. Unsere Grundidee war: Wie können wir es anstellen, dass wir wieder ein Kino nach Eisenstadt bringen?“, beschreibt Helma Haas. Sie sehnten sich nicht nach Blockbustern, sondern hatten die Vision von einem kleinen, feinen Programmkino, das ein paar Mal im Jahr Filme abseits des Mainstreams spielt.

Kinoabend: Filmvorführung im Schloss Esterházy
MALERISCHES AMBIENTE. Etwa alle sechs Wochen heißt es im Schloss Esterházy „Film ab!“. Einmal im Sommer gibt es ein Open-Air-Kino im Innenhof. © Kino Eisenstadt

In die Tat umgesetzt

Es wurden Leinwand, Verstärker und Co. angeschafft und Filmverleihe angeschrieben, das Café Maskaron avancierte zur ersten Heimat. Die Freude war groß, als die ersten Kinoabende erfolgreich über die Bühne gingen. „Dann kam der Lockdown“, seufzt Heidi Brandl. „Wir hatten zwei Filme gespielt, im Café gab es Getränke und Snacks dazu, etwa 100 Sessel fasste der Saal“, beschreibt Helma Haas.

Doch aufgrund der nachfolgenden Pandemieregeln hätte der Verein die Sitzplätze so reduzieren müssen, dass eine Vorführung unleistbar geworden wäre. „Wir wollten aber nicht Monate pausieren. Damit wir nicht gleich wieder aus dem Kopf der Leute sind, haben wir bei Esterházy um die Möglichkeit auf ein Open Air angefragt – und durften sogar im Schloss-Innenhof spielen“, schwärmt Heidi Brandl. Das Kino unter Sternen wurde so gut angenommen, dass es seither fix zum Jahresprogramm gehört.

Als im Herbst wieder Corona der Welt zu schaffen machte, suchte der Verein nach einer größeren Bleibe – und fand sie im Empiresaal. „Wir sind eigentlich ein Pimperlverein, ohne das Entgegenkommen und das Vertrauen in uns könnten wir uns das nicht leisten“, zeigen sich die Obfrauen dankbar.

Kinoabend-Mission: Ticketkauf

Seither läuft es so ab: Helma Haas hält quasi nonstop Augen und Ohren offen, um geeignete Filme zu finden: Diese sollen tiefgründig, aber nicht zu ernst sein, Schräges darf auch mal dabei sein, und besonders gut angenommen werden Storys, die auf wahren Begebenheiten basieren. „Die besten Geschichten schreibt halt das Leben“, sagt Heidi Brandl. Während Helma Haas – in Absprache mit dem Team – Filme vorschlägt, ist ihre Obfrau-Kollegin sozusagen die „Einkäuferin“, die mit Filmverleihen in Kontakt tritt und sie manchmal auch ein bisschen „bezirzen“ muss, um als kleiner Verein an die gewünschten Streifen zu kommen.

Ist ein Titel unter Dach und Fach, wird er auf die Website und in den Newsletter gepackt – und nun heißt es, das Datum 14 Tage vor dem Kinoabend im Kalender anzustreichen und an diesem Tag der Trafik Illedits auf der Eisenstädter Hauptstraße persönlich einen Besuch abzustatten. Keine Sorge, man braucht kein Losungswort, aber die erlesenen Tickets gibt es in der Tat nur dort käuflich zu erwerben (darum schon jetzt notieren: am 11. Juni spielt’s „Maos letzter Tänzer“).

Wenn es geklappt hat, darf man sich auf einen besonderen Abend freuen: Es werden Getränke angeboten und zur engagierten Kino-Crew gehört auch eine kreative Bäckerin, die je nach Filmstimmung mit unterschiedlichen Köstlichkeiten verwöhnt. „Eine Besucherin hat erst kürzlich gesagt: Das ist kein Kinoabend bei euch, das ist ein Event“, erzählt Helma Haas stolz.

Der Fanclub ist auf eine stattliche Größe gewachsen, fixe Abos würden Organisationsarbeit ersparen, doch der Verein hält an seiner Ideologie fest: „Wir möchten den Kinoabend möglichst vielen unterschiedlichen Menschen zugänglich machen.“

www.kino-eisenstadt.at

Abo

Immer TOP informiert: Mit dem Print oder Online-Abo der BURGENLÄNDERIN – ob als Geschenk, oder für dich selbst!

×