
Ewald Tatar: One Love
Ewald Tatar über 20 Jahre Nova Rock, stille Innovationen und warum Schlager nie auf seine Bühne darf.
© Pascal Riesinger
Seit über zwei Jahrzehnten steht Ewald Tatar an der Spitze der österreichischen Festival-Landschaft – allen voran mit dem Nova Rock.
Im Interview spricht der burgenländische Veranstalter über stille Heldentaten hinter den Kulissen, Nachhaltigkeit ohne PR-Tamtam, Diversität als Selbstverständlichkeit und das Revival seines Herzensprojekts Forestglade.
Ewald, wann fand das erste Nova Rock statt?
Ewald Tatar: 2005. Zweimal ist es wegen Corona ausgefallen, aber grundsätzlich: 20 Jahre Wahnsinn.
Was bekommt das Publikum eigentlich nie mit, was hinter den Kulissen abgeht?
Da gibt’s jeden Tag irgendwas. Dinge, auf die du dich nicht vorbereiten kannst. Von Spezialunterhosen für Musiker, die keine Zeit haben zum Shoppen, bis zu Essenswünschen, die kurzfristig organisiert werden müssen. Es ist nie das Gleiche – aber genau das macht’s aus.
Gab es Momente, in denen du dachtest: „Jetzt ist alles vorbei“?
Nein, so weit kam’s noch nicht. Aber Wettersituationen sind schon heikel. Starker Wind, Sturm – da zittern wir alle. Wir sind vorbereitet, aber Naturgewalten bleiben unberechenbar.
Wie ernst nimmst du das Thema Nachhaltigkeit – ehrlich?
Ich häng das nicht an die große Glocke. Viele tun’s fürs Image, wir machen’s einfach. Mehrwegbecher statt Einweg, ein nachhaltiger Glampingbereich statt weggeworfener Zelte. Besonders stolz bin ich auf die Nanotechnologie, die unser gesamtes Festival-Abwasser reinigt – bis auf Trinkwasserqualität. Dadurch sparen wir 80 Lkw-Fahrten zu Kläranlagen außerhalb von Nickelsdorf. Viele kleine Schritte, kein PR-Stempel.
Und soziale Themen wie Awareness oder Inklusion?
Für uns ist das selbstverständlich. Wir haben barrierefreie Camps, spezielle Tribünen, rollstuhltaugliche Wege – soweit das Gelände es zulässt. Wenns regnet und gatschig ist, kann das natürlich schwierig werden, aber wir sind immer dahinter, das wieder aufzubereiten.
Zum Thema Awareness sind alle Gastro-Stände miteinbezogen und informiert. Wenn jemand kommt und „Angel Shot“ sagt, weiß die Person beim Gastrostand, dass Hilfe benötigt wird. Auch unsere speziell geschulten Securitys sind überall am Gelände verteilt. Awareness und Inklusion sind wichtige Themen für uns, aber wir schreien das nicht raus. Es soll normal sein.
Gibt’s bei dir eigentlich auch den Druck, jedes Jahr etwas noch Besseres liefern zu müssen?
Klar. Du kannst nicht weniger machen – das merkt jeder sofort. Also bringen wir jedes Jahr neue Elemente: neue Bühnenoptik, größere Red Bull Bühne, mehr Kulinarik, neue Partnerideen. Es soll frisch bleiben. Heuer zum Beispiel haben wir die Red Stage komplett neu gestaltet – zum ersten Mal seit vier Jahren.
Und wie steht’s mit neuen Festivalideen?
Das Forestglade war mein Baby und gleichzeitig die Mutter aller Rockfestivals in Österreich. Es hätte heuer sein 30-jähriges Jubiläum. Daher machen wir nun ein Revival im Schlosspark Eisenstadt. Der Ticketverkauf läuft super. Das wird künftig ein Fixpunkt im Festivalkalender und kann ein bissl als Nachfolger vom Lovely Days gesehen werden.
Dort wird’s nämlich immer schwerer, 60er- und 70er-Jahre-Acts zu finden. Forestglade kann aus den 90er- und 2000er-Jahren schöpfen – da ist noch viel vorhanden. Butterfly Dance bleibt auch. Lovely Days führen wir weiter, solange es geht – vielleicht auch mit Tribute-Bands oder späten 80er-Stars.
Gibt es ein Genre, das du noch nie am Nova Rock hattest, aber gerne hättest?
Nicht wirklich. Wir waren früher fast ein reines Metal-Festival, jetzt sind wir breiter: Hip-Hop, Pop, Reggae, Elektronik. Ausreißer wie Otto oder David Hasselhoff gab’s auch. Aber Schlager kommt nicht infrage. Jazz auch nicht. Ist keine schlechte Musik, aber es passt einfach nicht zum Festival.
Wenn du das Nova Rock mit einem Lied beschreiben müsstest?
Jeden Abend beschließen wir das Nova Rock mit „One Love“ von Bob Marley. Das ist unser Statement – aber nicht zum Herzeigen, sondern zum Leben. In puncto Diversität sind Festivals offen in alle Richtungen, für alle Menschen.
KONZERT-HIGHLIGHTS 2025
NOVA ROCK
MI–SA, 11. – 14. Juni
Pannonia Fields, Nickelsdorf
Korn, Linkin Park, Slipknot, Electric Callboy u. v. m.
BUTTERFLY DANCE!
FR, 4. Juli
Schlosspark Esterházy, Eisenstadt
The Roots, Stereo MC’s, Morcheeba u. v. m.
LOVELY DAYS
SA, 5. Juli
Schlosspark Esterházy, Eisenstadt
Billy Idol, Melissa Etheridge, Slade u. v. m.
IRON MAIDEN
DO, 17. Juli
Ernst Happel Stadion
SEILER UND SPEER
SA, 19. Juli
Ernst Happel Stadion
GUNS N‘ ROSES
DO, 24. Juli
Ernst Happel Stadion
BONNIE TYLER & NAZARETH
DI, 29. Juli
Seebühne Mörbisch
ROBBIE WILLIAMS
SO, 14. September
Wörthersee Stadion
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