Lucy Seteram alias Mrs. Moneybird
Finanzielle Unabhängigkeit durch Aufbau einer nachhaltigen Selbstständigkeit? Laut Lucy Seteram ist das einfach.
Lucys Weg: von der Angestellten zur Selbstständigen, zur Unternehmerin, zur Investorin. © Andrea Kutilin
Lucy Seteram ist eine Frau, die allen Grund zu jammern hätte und sich aufgrund ihrer Lebensgeschichte ausgiebig in Selbstmitleid suhlen könnte. Tut sie aber nicht. Ihre Mutter starb, als sie zwölf war, einige Jahre später verlor sie ihren Bruder und die Familie ihr Haus. Als Erwachsene arbeitete Lucy viel, hatte Jobs in Führungspositionen und verdiente gutes Geld – das sie umgehend ausgab. Sie wollte nicht an die Zukunft denken, sondern lebte im Moment. Sie schuf keine Rücklagen, sondern gab alles aus, was sie hatte – jeden Monat.
Bis vor sieben Jahren ihr Vater plötzlich schwer erkrankte und von einem Tag auf den anderen außer Gefecht war. Und sie konnte ihn finanziell nicht unterstützen, genauso wenig wie sie für sich selbst hätte sorgen können, wenn sie plötzlich nicht mehr hätte arbeiten können. „Es war ein Schock, der mir die Augen geöffnet hat. Ich wusste, wenn ich nichts ändere, werde ich in der Pension kein Geld haben, und wenn mir etwas passiert, stehe ich vor dem Nichts“, erinnert sich die heute 42-Jährige.
Ab diesem Zeitpunkt verschlang Lucy Seteram alles zum Thema Geld und Finanzen, hörte Podcasts und Bücher, buchte Kurse und investierte in das wertvollste Gut: in sich selbst. Sie baute sich ein umfassendes Wissen rund um das „magische Gelddreieck“ auf: „Geld verdienen, Geld behalten, Geld vermehren“. Danach startete sie ihr eigenes Online-Business von Litzelsdorf im Südburgenland aus und berät heute auch in persönlichen Coachings vorrangig Frauen.
Denkt über die
Lucy Seteram, Marketing-Mentorin
euch bekannten Systeme hinaus!
Du hattest einen gut bezahlten Job, der dir „eigentlich“ Spaß machte. Warum hast du begonnen, etwas zu verändern?
Lucy Seteram: Schon mal aufgefallen: Das Wort „eigentlich“ bedeutet eine Verneinung. Ich habe mir lange eingeredet, dass eigentlich eh alles passt, dass ich eigentlich eh gut verdiene, dass ich eigentlich eh Spaß im Job habe. Doch ich schlitterte in ein Burnout. Ich konnte nicht mal mehr die Waschmaschine einschalten, so schlecht ging es mir. Dieses Burnout war meine Rettung.
Was waren die ersten Schritte, die du gesetzt hast?
Ich habe zuerst geschaut: Was kann ich machen, um mein Gehalt zu erhöhen. Gerade wir Frauen fragen selten nach Gehaltserhöhungen. Dann habe ich gleichzeitig auch mein Umfeld erweitert, bin Facebookgruppen beigetreten, habe auf Veranstaltungen genetzwerkt. Dadurch hat sich nicht nur mein Bekanntenkreis, sondern auch mein Horizont erweitert. Viele kennen nur festgefahrene Systeme, doch es gibt so viel mehr. Schon bald war mein Weg klar: von der Angestellten zur Selbstständigen, zur Unternehmerin, zur Investorin. Ich habe meinen überbordenden Konsum zunächst komplett runtergeschraubt und bin mir bewusst geworden, wofür ich eigentlich unnötig Geld ausgegeben habe.
„Geld vermehren“, „Geld für sich arbeiten lassen“ – das klingt alles sehr einfach. Wie beginnen?
Mein Fokus, nachdem ich mein Geld nicht nur verdient, sondern auch behalten habe, war: es zu vermehren. Ich wollte Investorin werden. Aktien, ETFs etc. – aber nicht über die Bank oder irgendwelche Finanzberatungen, sondern ich selbst wollte mich auskennen und investieren. Dabei habe ich zuerst ganz viel in mich selbst investiert, in meine Weiterbildung und Expertise. Das ist der größte Hebel, wo du ansetzen kannst – und der mich heute dorthin gebracht hat, wo ich bin. Was machst du gerne, was kannst du? Verfeinere und erweitere dieses Talent, dieses Können, dieses Wissen. Das ist etwas, das du in weiterer Folge auch weiterverkaufen kannst, ohne dass es weniger wird.
Was genau macht heute dein Business aus?
Vor über zwei Jahren habe ich meinen gut bezahlten Job gekündigt und mich auf mein Online-Business konzentriert. Seither habe ich 21 „Produkte“ erstellt, die ich nun verkaufe: Online-Kurse und Coachings zu verschiedenen Themen, in denen ich eine Expertise habe. Diese Online-Kurse habe ich einmal professionell und natürlich mit Aufwand erstellt und seither arbeiten sie für mich.
Ich bewerbe sie hauptsächlich über Instagram, das ist für mich die Plattform, auf der diese Art von Produkt am besten funktioniert. Aber auch über E-Mail-Marketing an meine Community. Dabei brauchst du nicht zigtausende Follower. Ich habe etwas über 5.000 Follower auf Instagram und mache einen Umsatz von 100.000 Euro im Jahr. Mein Ziel ist es, das zu perfektionieren, und ich weiß, dass noch ein Vielfaches davon drin ist.
Zu welchen Themen verkaufst du dein Wissen?
Alles, was mit dem Thema Selbstständigkeit im Business zu tun hat. Wie organisiere ich meinen Businessalltag? Wie gewinne ich Kund*innen? Wie baue ich mir ein nachhaltiges Business auf? Wie investiere ich in meine Zukunft – Stichwort: Altersvorsorge? Und vieles mehr.
Jede und jeder von uns ist in irgendetwas gut. Viele glauben, sie müssen etwas Neues erfinden. Nein – es geht nicht darum, ob schon jemand das Gleiche macht wie du, sondern es geht darum, WIE DU es machst. Ich habe eine Kundin, die hat mit ihrem Hobby Schönschrift ein Online-Business aufgebaut, indem sie anderen zeigt, wie sie es lernen können. Eine andere bietet Online-Kurse zum Thema richtige Hühnerhaltung an.
Was sind die wichtigsten Aspekte beim Aufbau eines eigenen Online-Business?
Zuerst: Strategie. Das ist eines der wichtigsten Dinge, um erfolgreich selbstständig zu werden. Alles, was ich mache, hat eine klare Intention, ich weiß, wo ich hin will. So coache ich auch: Was macht Sinn, was ist marktfähig und macht es dir auch wirklich Spaß? Was auch noch sehr wichtig ist: Verkaufe nicht Zeit, sondern Wert. Viele machen den Fehler, dass sie nach Stunden abrechnen. Oder als Angestellte*r kann der erste Schritt sein, sich zu fragen, was man dem Unternehmen an Wert bringt, dann tut man sich auch leichter bei der Argumentation mit Gehaltserhöhungen.
Welche Message kannst du allen Frauen, die etwas verändern möchten, mit auf den Weg geben?
Ganz wichtig: Raus aus dem Selbstmitleid. Ich hab schon so viel Schlimmes in meinem Leben erlebt, ich hätte jegliche Berechtigung zu jammern und in Selbstmitleid zu versinken, hab ich aber nie getan. Selbstverantwortung übernehmen. Viele vergeuden wertvolle Lebenszeit mit Sudern und Selbstmitleid.
Und auch wichtig: Denkt über eure bekannten Systeme hinaus. Unternehmerin zu sein bedeutet nicht immer, viele Mitarbeiter*innen zu haben. Selbstständig zu sein bedeutet nicht immer, selbst und ständig zu arbeiten. Jeder Mensch hat 24 Stunden pro Tag zur Verfügung, die Frage ist, wie ich sie nutze. Es war noch nie so einfach, selbstständig zu sein und Geld zu verdienen. Du brauchst ein Handy, einen Laptop und Zeit. Das haben die meisten. Für mich wäre es schrecklich, irgendwann einmal am Sterbebett zu liegen und mich über das zu ärgern, was ich alles NICHT gemacht habe.
Instagram: lucy.seteram
Podcast „Über Geld spricht Frau“ (Spotify und Apple)
www.lucyseteram.com