Zuagroast: Filmszene mit Kamera – Eine Frau und ein Mann sprechen vor einem Gebäude, daneben Kameramann mit Filmkamera.

Zuagroast: Was davor geschah

Martina Parkers Gartenkrimi „Zuagroast“, jetzt zum Streamen und bald im Fernsehen.

9 Min.

Die Schauspieler Manuel Rubey und Hilde Dalik während ServusTV's "Zuagroast" in Pinkafeld © Servus TV / Erwin Scheriau

Sie legte damit quasi den Grundstein für ein neues Genre: Martina Parkers Gartenkrimi-Bestseller „Zuagroast“ gibt’s ab sofort zum Streamen. Wir lassen euch hinter die Kulissen blicken.

Rund 6.000 Einwohner:innen zählt Pinkafeld. Im Zentrum der Stadtgemeinde befinden sich beispielsweise das Rathaus, die Kirche, Lokale, um nur einige für gewöhnlich belebte Spots aufzuzählen. Es wuselt scheinbar auch an diesem sonnigen Tag ordentlich, als wir uns dem Hauptplatz nähern. Und doch ist es so still, dass das Vogelgezwitscher zwar schön, aber gleichzeitig auffallend laut erscheint.

Fast unheimlich, und das passt zur Stimmung, immerhin geht es um einen Mord. „Hier dürfen S’ jetzt nicht weiter“, werden wir höflich aufgehalten. Im nächsten Moment stoppen auch die Autos. Mag sein, dass einige Fahrer:innen und Fußgänger:innen, die geduldig an den Absperrungen warten, die Neugier ins Zentrum lockte. Wenige Augenblicke später ertönen Codes, die alles erklären: „Ton ab – wir drehen.“

Filmplakat – Drei Personen stehen nebeneinander vor beigem Hintergrund mit farbigen Blumenmustern, Schriftzug „Zuagroast – Ein Gartenkrimi“ in der Mitte.
Zuagroast © Joyn/Jan Frankl

Hilde Dalik marschiert energisch in Richtung Tor des historischen Gebäudes neben dem Rathaus – und rennt direkt in Manuel Rubey. Der erzürnt sich zwar für einen Augenblick mit einem herzhaften „Oida!“, switcht aber sofort auf Flirtmodus. Die Publikumslieblinge spielen Vera Horvath und Paul Neuleitner – zwei der Hauptfiguren in Martina Parkers erstem Gartenkrimi „Zuagroast“, der kürzlich im Burgenland gedreht wurde. Ab 1. Oktober kann er via JOYN ge­streamt werden, Anfang 2026 folgt die Free-TV-Premiere auf Servus TV (Koproduktion mit ProSiebenSat.1PULS4).

Am Set von Zuagroast

Wir sind verabredet und dürfen wenig später die Absperrung passieren und einige Stunden eine herzliche Filmcrew um Regisseurin Claudia Jüptner-Jonstorff und Produzentin Dani Purer begleiten. „Die Stimmung ist so wunderbar am Set, dass ich oft ums Eck gehen und einige Zeit für mich sein muss, damit ich mich auf meine dramatischen Szenen einstellen kann“, wird später an diesem Tag Julia Koch im Interview sagen. Sie verkörpert Eva Neuleitner, die Frau des Architekten und attraktiven Widerlings Paul Neuleitner (Manuel Rubey).

Unvergesslich

Aber der Reihe nach. Wir schreiben das Jahr 2021, es ist ein warmer August-Tag, als die Autorin dieser Zeilen das erste Mal Martina Parker besucht. Es war ein schönes Interview zum Raketenstart ihres ersten Garten­krimis. Daheim bei ihr im Südburgenland, und aus heutiger Sicht aus mehreren Gründen quasi eine historische Begegnung.

Zum einen wurde während dieses Gesprächs schon ihr zweites Manuskript aus dem Lektorat geliefert, zum anderen sagte die heutige Bestsellerautorin damals bereits – und das obwohl noch lange keine Rede von einem Filmprojekt war –, sie sähe gerne Manuel Rubey in ihrem „Zuagroast“. – „Echt wahr? Das habe ich damals schon gesagt?“, fragt sie nun lachend am Set in Pinkafeld, während ihr eine Komparsin strahlend auf die Schulter tippt und um ein Autogramm bittet.

Nur vier Jahre zogen ins Land, die ehemalige Wienerin-­Journalistin veröffentlichte kürzlich ihr achtes Buch („Miss Vergnügen“, Gmeiner Verlag), für 2026 sind bereits zwei weitere in der Pipeline. Die Vorstellung von einer Verfilmung fand sie toll, doch vehement forciert hatte sie das nicht. Martina Parker schrieb Bücher und signierte sie bei Lesungen quer durch Österreich, bis die Finger krachten, als eines Tages die Gebhardt Productions sie kontaktierten, erzählt sie.

Trainierte Trotschn

Viele Krimi-Kolleg:innen hätten sie vor dem nervenaufreibenden Prozess gewarnt, wenn aus dem Roman ein Drehbuch beziehungsweise ein Film entsteht, verrät sie. „Aber hier wurde alles gesagt, was ich hören wollte – und ich wurde sehr früh in die Entwicklung miteinbezogen“, sagt Martina Parker. „Dass sich durch die Verkürzung für den Film der Stoff verändert, war mir bewusst.

Die Tonalität ist auch im Film wichtig: die Wärme, der Schmäh und das Burgenländische.

Martina Parker, Autorin

Ich komme aus dem Journalismus: Derselbe Stoff kommt immer in jeder Textsorte anders rüber. Das Wichtigste ist mir die Tonalität: die Wärme, die dieses Buch hat, der Schmäh und das Burgenländische.“ Ihr „Zuagroast“ sei kein typischer Krimi, betont sie, und in diesem Filmprojekt spürte sie, „wie sehr diese USP (Alleinstellungsmerkmal, Anm.) verinnerlicht wurde und wie jede:r versucht hat, darauf hinzuarbeiten“.

Sie genoss es sogar, wenn sich beim Dreh zusätzliche spontane Schmankerln ergaben. Ein Beispiel: Barbara Karlich spielt eine neugierige Nachbarin, die immer alles besser weiß und quasi auf Leistungssportniveau tratscht. Sie findet offensiv Gefallen an einem Polizisten, der sie bloß informiert: „Ich bin nicht von der Verkehrspolizei.“ – Woraufhin die Nachbarin enttäuscht und zweideutig sagt: „Schod.“ – „Es ist so lustig, wie sie ihn da anbrät“, lacht Martina Parker.

Zuagroast: Apropos Besetzung

Die Liste der namhaften Schauspieler:innen ist bemerkenswert. Zu ihnen zählen außerdem noch Silvia Schneider, Margarethe Tiesel, Michael Steinocher, Veronika Polly – und aus dem Burgenland kommen beispielsweise Eva-Maria Marold, Michael Fuith, Pascal Giefing und Reinhold G. Moritz, der hinter den Kulissen auch als Dialekt-Coach glänzte.

Wer das Buch kennt, weiß: mit menschlichen Akteur:innen allein kommt der Gartenkrimi nicht aus. „Wir hatten drei Hunde, eine Katze, mehrere Küken, Regenwürmer, Nacktschnecken, Marienkäfer“, zählt die Autorin auf. Nicht alle taten auf Kommando, was sie sollten: Die Stubenfliegen schlüpften nicht rechtzeitig aus den Larven, sodass die Ausstattung behutsam welche fangen musste, damit sie möglichst vital vor der Kamera wirken.

Ein offenbar zu gutes Catering führte dazu, dass sich die Nacktschnecken am Salat vollfraßen und den geplanten Coitus nicht vollzogen. Bier sollte sie in Stimmung bringen, „aber am Set herrscht totales Alkoholverbot und mit alkoholfreiem Bier klappte es nicht. Also musste jemand zum Greißler, um ,echtes‘ Bier zu holen“, schmunzelt Martina Parker.

Blumen und Sozialkritik

In den Filmprozess hatte sie sogar – so wie sie das auch bei ihren Büchern erfolgreich tut – ihre Community via Social Media involviert. „Wir wissen: Seit der Pandemie wurde es nie mehr wirklich besser. Da sind die Kriege, die Wirtschaftskrise, die Teuerungen – und die Menschen sehnen sich so sehr nach einer romantisierten Geschichte. Es dürfen Drama und Mord sein, aber zum Schluss soll sich alles in Wohlgefallen auflösen“, beschreibt sie.

Der Film sollte auch fürs Auge schön werden. Viele Blumen seien dafür eingekauft und gezüchtet worden, ihren Platz brauchte aber auch die Sozialkritik, betont sie. „Ich versuche immer, eine tiefer liegende Botschaft zu vermitteln. Hier geht es auch um sexualisierte und häusliche Gewalt. Die kommt in der Realität auch in den ,besten‘ Familien vor, dort wo man es nicht erwartet.“

Unsympathisch

Eine im Wortsinn schöne Rolle wird in „Zuagroast“ Manuel Rubey nicht zuteil. „Ich muss für mich bei jeder Figur etwas finden, das ich sympathisch finde, um sie spielen zu können. Die Suche bei Paul war sehr lang“, erklärt er in einer Drehpause. „Er ist vielleicht charmant und mag sein Kind, aber das war’s schon mit den positiven Eigenschaften. Alles andere ist wirklich abzulehnen: Er ist übergriffig und gewalt­tätig.“

Ich versuche immer, in die Tiefe zu gehen. Hier geht es auch um häusliche Gewalt.

Martina Parker, Autorin

Am schlimmsten erwischt es seine Frau Eva, gespielt von Julia Koch, die seit ihrer Jugend mit ihm zusammen ist und in einer ungesunden Beziehung lebt. „Im Film ist immer alles ein bisschen überhöht. Was hier passiert, ist eine Art Parabel, bei der es im Kern darum geht, dass sich die Frau irgendwann wehrt“, beschreibt Julia Koch.

Kein Spaziergang, das Opfer in einem bunten und pointierten Film zu verkörpern. Dabei helfe eine besondere Stimmung in der Crew, bei der viele tolle Frauen vor und hinter der Kamera wirken, sagt sie. „Das ist ein guter Nährboden für mich – und wenn wir bei Gartenmetaphern bleiben: Hier konnte ich gut aufblühen.“

Dabei gab es für die weibliche Power keine Alterslimits. Martina Parker will ein möglichst lebensnahes Gesellschaftsbild zeigen, betont sie. „Bis heute werden leider beispielsweise Moderatorinnen ,ausgemustert‘. Wenn du aber auf die Straße gehst, siehst du natürlich auch Frauen über 50 und älter, so kommen sie auch bei mir vor.“

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