In Rohstoffe investieren: Liegende Goldbarren

Krisensicher investieren: Wie viel Rohstoffe braucht mein Portfolio?

Öl, Gas und Kakao gelten als gute Beimischung zu Aktien – und Inflationsschutz.

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Natürliche Ressourcen gehören in ein gut durchmischtes Portfolio. Denn neben Aktien und Anleihen gilt auch ein kleiner Anteil an Rohstoffen als essenziell für ein breit gestreutes Investment. Zu den Rohstoffen, die auf Finanzmärkten gehandelt werden, zählen Energieträger wie Erdöl und Erdgas, Edelmetalle wie Gold und Silber oder landwirtschaftliche Erzeugnisse wie Weizen und Kaffee.

Vor allem in Zeiten hoher Unsicherheit, hoher Inflation oder politischer Unsicherheit, wie nach der gerade geschlagenen Wahl zur US-Präsidentschaft, gelten beim Investieren Rohstoffe als klassisches Mittel zur Absicherung. Denn Rohstoffe schwanken nur innerhalb ihrer eigenen Preiszyklen und haben nur eine geringe Korrelation mit Aktien und Anleihen. Dadurch wird das Anlegerportfolio unabhängiger vom Aktienmarkt.

In Edelmetalle Investieren

Dabei verhalten sich die Börsen derzeit durchaus glückselig: dass Donald Trump erneut zum Präsidenten der USA gewählt wurde, hat den Börsen unmittelbar nach der Wahl gutgetan. Die Märkte – allen voran die US-amerikanischen – legten in der Woche nach der Wahl so stark zu wie lange nicht mehr. Trotzdem wird sich auch der Höhenflug wieder beruhigen, und dann ist es wichtig, diversifiziert zu sein.

Was das bedeutet bzw. wie man mit dem Investieren loslegt, erklärte uns schon in einem früheren Interview die Finanzbloggerin Lisa Osada. In Rohstoffe zu investieren, ist nicht ganz leicht. Denn die meisten werden verbraucht – nur nicht die Edelmetalle. Gold etwa wird zwar auch zu Schmuck weiterverarbeitet, aber nur in geringem Maße. Und die Lagerkosten für Goldmünzen und -barren sind gering. Physische, also direkte Investitionen sind also überhaupt nur bei Edelmetallen möglich. Viel sollte aber nicht in physische Edelmetalle investiert werden, die meisten Experten empfehlen eine Gewichtung von zehn bis 15 Prozent des Gesamtvermögens.

Anlagemöglichkeiten

Grundsätzlich bieten sich zwei Möglichkeiten zur Anlage: einerseits ETFs, die breit gestreute Rohstoffindizes nachbilden. Damit sind Anleger:innen indirekt am komplizierten Terminmarkt investiert. Die Alternative sind ETFs, die einen Index von Rohstoffunternehmen wie Minenbetreiber:innen und Ölförderer:innen nachbilden.

Rohstoffmarkt

Die hohe Volatilität am Rohstoffmarkt kann bei Anleger:innen aber durchaus für Anspannung sorgen. Deutlich zu sehen ist das etwa beim Rohöl: Die Angst vor einer weiteren Eskalation im Nahost-Konflikt gilt schon seit einiger Zeit als großes Risiko auf dem Ölmarkt. Der Ölpreis ist schon seit Jahresbeginn hoch, das schwelende Risiko wurde also schon eingepreist.

Ähnliches war auch zu Beginn des Krieges in der Ukraine zu beobachten. Denn Russland und die Ukraine sind für ein Drittel des weltweiten Weizenexportes verantwortlich. Aus Sorge vor einem Lieferausfall stieg der Weizenpreis massiv.

Future-Kontrakt

Anleger:innen, die aber nicht physisch in Rohstoffe investieren wollen, können sehr einfach Rohstoffe in ihre Depots aufnehmen. Denn Ölfässer und Kakao können nicht ganz so einfach zu Hause oder in einem Tresor gelagert werden wie Goldmünzen. Dafür gibt es eigene Rohstoff-ETFs, die einen Rohstoffindex nachbilden: Diese kaufen die Rohstoffe nicht physisch, sondern über einen Future-Kontrakt. Ein Future ist ein Wertpapier und steht für ein Termingeschäft an der Börse, bei dem man heute etwas zu einem fixen Preis kauft, die Ware aber erst in Zukunft erhält und bezahlt.

Um die Lieferung nicht geltend zu machen, wird kurz vor Laufzeitende der Future-Vertrag an der Börse verkauft und ein neuer mit einer späteren Fälligkeit gekauft. Vereinfacht gesagt: Die Futures werden „gerollt“. Das ist nicht ganz günstig und deshalb werden diese Kosten Roll- over-Kosten genannt. Und diese können dafür sorgen, dass der ETF Verluste macht, obwohl die Rohstoffpreise steigen. Denn je nach Marktsituation ist der Preis für das neue Future höher als für das alte. Das kann beispielsweise an den Lagerkosten liegen: Ein späterer Zeitpunkt ist teurer als ein früher. Rohstoff-Futures steigen tendenziell mit der Inflation. Das ergibt sich daraus, dass die gestiegenen Preise für Rohstoffe oft der Anfang hoher Inflationsraten sind.

Aktien-ETF aus Rohstoffsektor

Eine andere Möglichkeit ist ein Aktien-ETF aus dem Rohstoffsektor. Das kann beispielsweise ein Index sein, der Firmen beinhaltet, die Ölförderung betreiben. Wer einen ETF auf einen solchen Index kauft, investiert also in Unternehmen aus der Ölbranche und nicht direkt in den Rohstoff. Das birgt dann noch ein zusätzliches unter- nehmerisches Risiko: Denn nur weil der Ölpreis steigt, müssen nicht automatisch auch die Aktienkurse der Ölfirmen steigen – und umgekehrt. Das Gleiche gilt beispielsweise auch für Aktien von Goldminenunternehmen.

Investieren in Rohstoffe: spannend, aber nicht easy

Rohstoffe sind zwar ein spannendes Segment, aber für Privatanleger:innen nicht ganz einfach zu durchschauen. Abgesehen von Gold eignen sich Rohstoffe also nicht ideal für Investor:innen, auch wenn es immer wieder so scheint, als könnte man etwa angesichts rasch steigender Ölpreise schnelles Geld verdienen.

Text von Susanne Bickel, Finanzexpertin in Kooperation mit „Die Presse“. Mehr zum Thema findest du im Podcast unter:  diepresse.com/podcast

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