Die Liebe zum Laufen von Marie Glaser
„Für mich gilt: ganz oder gar nicht“, sagt Marie Glaser.
Marie Glaser © Soňa Maléterová/ÖLV
Kulinarisch war die Reise eine Herausforderung. „Sehr fleischlastig“, schmunzelt Marie Glaser. Schwierig für eine Sportlerin, die sich seit Jahren vegetarisch ernährt. Hinzu gesellte sich noch eine lästige Verspannung im Hals, trotzdem verlor sie ihren Fokus nicht und lief als 34. durchs Ziel: von knapp 50 Athletinnen bei den U20-Weltmeisterschaften in Leichtathletik in der mehr als 11.000 Kilometer entfernten Metropole Lima, Peru. Damit war die 18-jährige Sportlerin der Eisenstädter Leichtathletikakademie die erste burgenländische Teilnehmerin bei einem solchen Wettbewerb.
„Der Lauf war ein unvergesslich schönes Erlebnis“, schwärmt sie. Aber auch das Rundherum: sich selbst auf einer großen Videowall zu sehen, umgeben von Kamerateams und all die neuen Begegnungen, die Gemeinschaft, die dabei entsteht, zählt sie auf. „Wir feuern uns gegenseitig an, waren dabei, als Magdalena Rauter aus Tirol Stabhochsprung-Vizeweltmeisterin wurde. Da gibt es keinen Neid, wir freuen uns füreinander mit.“
Marie Glasers Neue Prioritäten
Um in Lima dabeisein zu können, hat Marie Glaser eine wichtige Lebensentscheidung getroffen. „Ich wollte mit dem Psychologie-Studium beginnen, aber für mich war klar: Wenn ich mich für die WM qualifiziere, schiebe ich das auf.“ Um die Zeit bis zum nächsten Aufnahmeverfahren klug zu überbrücken, studiert sie in der Zwischenzeit Sprachwissenschaft. Später möchte sie gerne eine Ausbildung zur Psychotherapeutin machen.
Mit der Matura in der Tasche sortiert sie aber gerade ihre Prioritäten neu: „Im Mittelpunkt steht der Sport, alles andere plane ich rundherum.“ Fünf bis neun Trainingseinheiten – ihre Trainer*innen sind Rolf Meixner und Ronja Josefine Leitner – absolviert die 18-Jährige pro Woche, frei ist zumeist nur der Sonntag. Mit dem Leistungssport hat sie übrigens schon einiges an Erfahrung; bis sie elf Jahre alt war, war sie ehrgeizige Rhythmische-Sportgymnastik-Turnerin.
Zwei große Ziele hat Marie Glaser aktuell vor Augen:
Die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles und den Sport zum Beruf zu machen. Derzeit hat sie zwei Sponsoren, der Versuch, einen raren Leichtathletik-Platz beim Bundesheer zu ergattern, klappte noch nicht.
Doch Aufgeben kommt für sie ohnehin nicht infrage, „ich bin ein Wettbewerbstyp. Für mich gilt: ganz oder gar nicht“, lacht sie. Klare Grenzen gibt es für sie dort, wo ihr Körper ihr Alarmzeichen sendet. Eine ernsthafte Verletzung hatte sie bislang nicht, aber sobald Schmerzen auftauchen, pausiert sie lieber, anstatt zu riskieren. „Da ist es für mich natürlich toll, dass meine Mama Masseurin ist“, sagt sie.
Mit ihr und ihren beiden älteren Brüdern ist sie in Bad Fischau zu Hause, ihre Mama ist auch beim Sport eine unermüdliche Unterstützerin. „Für sich macht sie am liebsten Yoga, trotzdem trainieren wir auch gemeinsam: Ich laufe, Mama fährt mit dem Rad.“
Die exklusive Liebe zum Laufen wuchs übrigens während der Pandemie; zuvor war Marie Glaser Triathletin, doch als die Schwimmhallen geschlossen waren, verlagerte sie ihren Schwerpunkt. „Ich mache Fitness, kurze und lange Läufe, Sprünge, wir trainieren die Technik, es geht um Taktik, bei welchem Lauf man beispielsweise wo läuft oder schneller wird. Viele vermuten das nicht, aber Laufen ist so vielfältig!“
Lauf-Erfolge der Marie Glaser
- U20-Weltmeisterschaften 2024 in Peru, Lima, Platz 34
- 3. Platz, Staatsmeisterschaften 1.500 m, 2024
- Vize-Staatsmeisterin 800 m, 2024
- U20 österr. Meisterin 3.000 m, 2024
- 3. Platz, Staatsmeisterschaften 1.500 m, Freiluft, 2023
- 3. Platz, Staatsmeisterschaften 1.500 m, Halle, 2023
- U20 österr. Vizemeisterin trotz Sturz, 2023
- U18 österr. Meisterin 1.500 m, 2022
- U18-Europameisterschaften 2022 Jerusalem, Platz 19
- U18 österreichische Meisterin 1.500 m, 2021
- U18 österreichische Meisterin 5 Kilometer Straßenlauf, 2021
- U18 österreichische Meisterin 3.000 m, 2021
- U20 österreichische Meisterin 1.500 m, 2021
MEHR ÜBER DIE AUTORIN DIESES BEITRAGS:
Viktória Kery-Erdélyi ist Redakteurin bei der Burgenländerin, hört und schreibt sehr gerne Lebensgeschichten von Jung und Alt, bemüht sich, Menschen, die sich gegen Ungerechtigkeiten engagieren und die Welt zu einer besseren machen wollen, eine Stimme zu geben. Sie studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaft und ist zweifache Mama.