Eisstockschießen

Eisstocksport: „Die Halle ist mein zweites Zuhause“

Konzentration und Strategie braucht es, Alters- und andere Limits gibt es nicht, sagt Bettina Karner, die seit mehr als 20 Jahren für den Eis- und Stocksport brennt.

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Stocksport Bettina Karner © Karner

Exakt 153 Einwohner*innen wurden am 1. Jänner 2024 in Tauchen, Bezirk Oberwart, gezählt. Nicht-Ortskundige könnte es glatt verwundern, dass der Ort dennoch über eine eigene Sporthalle verfügt. Nicht jene, die wissen: Tauchen blickt auf eine mehr als 70 Jahre alte Eisstocksport-Geschichte zurück.

Es gibt kaum eine Familie, in der nicht zumindest ein Mitglied der Sportart frönt, verrät Bettina Karner. Hinzu kommen viele aktive Schützen aus den Nachbarortschaften. Der Liebe wegen war die heute zweifache Mutter nach Tauchen gekommen, „gegen den Stocksport habe ich mich lange gesträubt“, lacht sie. Heute ist ihr (Familien-)Leben „ohne“ unvorstellbar. Ihr Mann Steffen ist seit 2007 Obmann des ESV Tauchen.


An die 500 Personen waren einst im Braunkohle-Bergwerk von Tauchen beschäftigt, sie legten den Grundstein für die Stocksporttradition. Heute spielen Jung und Alt in Damen- und Herrenteams in der eigens dafür errichteten Halle auf Asphalt. „Damit sind wir wetterunabhängig“, erklärt Bettina Karner, die nicht nur seit mehr als 20 Jahren Vereinsmitglied ist, sondern sich auch ehrenamtlich beim Landesverband engagiert.

Vorbehalte hatte sie einst nicht etwa wegen der Sportart selbst, „es ist der Zeitaufwand, der viele abschreckt, wenn du zu Meisterschaften fährst“, sagt die mittlerweile leidenschaftliche Stockschützin. Da heißt es manchmal: um fünf Uhr raus den Federn, die Heimfahrt erfolgt sieben, acht Stunden später. Die Zeit beim Sport selbst möchte sie nicht missen. „Es geht um Konzentration und Strategie – und bei welcher Sportart sonst kannst du dich zwischendurch unterhalten?“, schmunzelt sie.

Beim Eisstocksport sind Frauen gesucht.

Als sie zu Beginn sozusagen zu ihrem Glück „gezwungen“ wurde, suchte das Team in Tauchen händeringend nach Frauen. Das hat sich bis heute nicht geändert, bedauert sie. 2003 konnte die erste Landesmeisterschaft der Damen stattfinden, Bettinas Team gewann sie prompt und durfte zur Staatsmeisterschaft nach Tirol. „Das war legendär! Wir hatten einen großen Fanclub dabei“, schwärmt sie.

Seither spielen die Tauchen-Damen immer wieder in der Bundesliga, zuletzt mussten sie ihr Ticket an Markt Allhau und Pinkafeld-Sinnersdorf abgeben. „Wir sind überall im Vergleich zu den Männern in der Unterzahl, aber andere Bundesländer haben doch mehr Frauen­teams, sodass es drei, vier Klassen gibt. Wir haben acht, neun Mannschaften.“ Der Landessüden ist recht aktiv, im Landesnorden gibt es kaum Stock­schützinnen. Bettina rührt auch kräftig die Werbetrommel für den Nachwuchs. Ihre Töchter Johanna, 14, und Franziska, 16, sind mit Ehrgeiz dabei.

Beim Eisstocksport sind Gäste erwünscht.

Anfangs wurde großteils auf Eis gespielt. Um nicht auf Minusgrade hoffen zu müssen, errichteten die Mitglieder bereits in den 1970ern das erste Vereinshaus. Heute wird unter Dach auf vier Asphaltbahnen gespielt; die Möglich­keit auf Eis hat Seltenheitswert, die nächstgelegene bietet die Kunsteisbahn in Pinkafeld.

Wie viel Spaß es macht, den Stock möglichst nahe an die sogenannte Daube zu schießen, wissen vermutlich nur wenige. Um den Sport möglichst vielen schmackhaft zu machen, ­öffnete der ESV Tauchen proaktiv seine Türen. „Wir hatten schon eine Sportmittelschule bei uns, die Freiwillige Feuerwehr oder den Musikverein – allen hat es Spaß gemacht“, erklärt ­Bettina Karner euphorisch. Jüngst wurde ein Handy­verbot auf den Bahnen ausgesprochen, das zunächst nicht alle glücklich aufnahmen, aber: Die Konzentration ohne ­Unterbrechung wird noch mehr zum Genuss, ist Bettina überzeugt.

www.esv-tauchen.at
www.stocksport-bgld.at

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