Verena Dunst im Business Talk
Die Landtagsabgeordnete und ehrenamtliche Präsidentin der Burgenländischen Volkshilfe, Verena Dunst, im Talk.
Verena Dunst © beigestellt
Unser monatlicher Business Talk – diesmal mit Verena Dunst, Landtagsabgeordnete und ehrenamtliche Präsidentin der Burgenländischen Volkshilfe.
Sie setzen sich seit Jahrzehnten unter anderem für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Eltern, insbesondere für Frauen ein. Wie haben sich die Kinderbetreuungsmöglichkeiten in den letzten Jahren gewandelt?
Verena Dunst: Kinderkrippe, Kindergärten und Nachmittagsbetreuung sind ein Riesenthema im Burgenland und darüber hinaus. Bis zu meinem Eintritt in die Landesregierung im Dezember 2000 gab es keine Zuständigkeiten für Frauenagenden. Knapp drei Monate nach meiner Angelobung gründete ich das Frauenreferat, baute das Familienreferat auf. Wir passten schrittweise die Öffnungszeiten der Kindergärten an, bauten den Mittagstisch aus und führten gemeindeübergreifende Kinderkrippen ein. Doch es war mir nie genug. Ich arbeitete immer weiter daran, feilte und verhandelte für Nachmittagsbetreuung in den Schulen, damit die Eltern entlastet werden. 2009 wurde das neue Kinderbildungs- und Kinderbetreuungsgesetz eingeführt, das im Laufe der Jahre weiter angepasst wurde mit dem Ziel, dass Kinder altersgerecht gefördert und betreut werden und die Eltern dadurch entlastet werden und sich nicht mehr zwischen Beruf und Familie entscheiden müssen.
Was ist Ihrer Meinung nach in Zukunft für eine bessere Vereinbarkeit noch zu tun?
Ich habe dazu eine ganz klare Haltung: Kinder müssen bestmöglich gefördert, aber nicht überfordert werden. Das beginnt im Kindergarten und geht bis zur Nachmittagsbetreuung. Das ist ein wesentlicher Punkt: Eltern sind keine Lehrer*innen – schulische Agenden, Lernen für Schularbeiten oder Hausaufgaben sollen im Rahmen der Schule in einer Nachmittagsbetreuung erledigt werden, mit Freizeit- und Mußestunden kombiniert mit Lernstunden und Förderstunden. Jedes Kind soll die gleiche Chance auf eine gute Bildung bekommen, dies darf nicht vom Elternhaus abhängig sein.
Warum stellen immer noch viele Mütter ihre eigene Karriere aufgrund der Kinder hintenan?
Ich sage ganz klar, dass Corona uns dahingehend zurückgeworfen hat. Frauen waren großteils zu Hause im Homeoffice und haben zusätzlich Kinder und Haushalt betreut. Und in meiner Tätigkeit für die Volkshilfe sehe ich es beinahe täglich: Alleinerziehende haben die größte Last zu tragen. Deshalb werde ich nicht müde zu sagen, dass die Kinderbetreuung und das Nachmittagsangebot immer weiter ausgebaut werden müssen. Das ist kein Abschieben der Kinder, sondern ermöglicht den Eltern ein wirtschaftlich gesundes Erwerbsleben und den Kindern die bestmögliche Ausbildung.
Bei der Volkshilfe setzen Sie sich neben Frauenagenden auch für ältere und kranke Menschen ein sowie für armutsgefährdete Kinder und Familien. Wie schaffen Sie es, bei all diesen herzerdrückenden Themen Ihr frohes Lebensgemüt zu behalten?
Ich bin eine unverbesserliche Optimistin. Ich freue mich auf jeden neuen Tag, weil ich es sehr schätze, dass es mir so gut geht und ich ein selbstbestimmtes Leben führen kann. Ich bin viel im Ausland unterwegs und sehe dadurch, wie gut wir es in Österreich haben. Es gibt ein Sozialsystem und Institutionen wie die Volkshilfe, die auffangen, wenn es nötig ist. Ich liebe das, was ich tue, deswegen kann ich so viel aushalten.