Die Waldleidenschaft von Försterin Stefanie Nievoll
Ihre Leidenschaft für den Wald lebt die freundliche und offene Försterin Stefanie Nievoll zielorientiert und konsequent aus.
Försterin Stefanie Nievoll © Andreas Hafenscher
Was sind die Aufgaben einer Försterin?
Stefanie Nievoll: Die Bewirtschaftung des Waldes auf Basis des Nachhaltigkeitsprinzips. Wir sind dafür verantwortlich, dass der Rohstoff Holz erzeugt wird, allerdings wird nicht mehr Holzmasse entnommen, als auch wieder zuwächst. Es wird alle zehn Jahre überprüft, ob das Nachhaltigkeitsprinzip eingehalten wird. Die Aufgaben eine Försterin sind sehr umfangreich und beschränken sich nicht nur auf den fachspezifischen Bereich, sondern man sollte auch betriebswirtschaftliche, rechtliche und soziale Fähigkeiten für diesen Beruf mitbringen.
Das Berufsbild Förster*in hat sich in den letzten Jahrzehnten gewandelt, immer stärker wird auch digitales Equipment für die Waldbewirtschaftung genutzt. Der Wald ist nicht nur für die Holzproduktion da, sondern er ist durch seine Schutz-, Wohlfahrts- und Erholungsfunktion ein wichtiger Bestandteil für unser aller Leben.
Was lieben Sie an diesem Beruf und wie kann diese Ausbildung gemacht werden?
Ich habe die HBLA für Forstwirtschaft in Bruck an der Mur besucht. Nach der 5-jährigen Ausbildung absolvierte ich eine Forstadjunktenzeit, also eine Praxiszeit, bevor ich die „Staatsprüfung für den leitenden Forstdienst“ ablegte. Nach diesem Werdegang konnte ich mich Försterin nennen. Jedoch ist immer noch der Wald selbst mein größter Lehrmeister in meiner alltäglichen Arbeit und Weiterentwicklung.
Das Arbeiten mit und in der Natur ist eines der schönsten Dinge, die ich an meinem Beruf sehr schätze. Ein weiterer zentraler Aspekt ist, dass das wirtschaftliche Handeln mit der Ökologie vereinbar ist und nicht im Widerspruch steht. Ökologische und naturschutzrelevante Themen sind genauso ein wichtiger Bestandteil in meinem Bereich.
In welcher Form sind die klimatischen Veränderungen im Wald sichtbar?
Die klimatischen Veränderungen im Wald sind allgegenwärtig, zum Beispiel Trockenschäden, Kalamitätsnutzungen, herbstliche Aufforstungen, Laubabfall der Bäume im Sommer etc. Die Herausforderungen für die Zukunft sind groß, allerdings sehe ich den Wald als einen Baustein zur Lösung im Hinblick auf den Klimawandel. Ein Wald kann die Umgebungstemperatur um bis zu 6 °C senken, dieses Phänomen sollte vor allem im urbanen Bereich besser genutzt werden.
Auch eine kaskadische Nutzung des Holzes ist sinnvoll, um eine nachhaltige und effiziente Verwendung zu ermöglichen. Jedoch darf man nicht vergessen, dass der Wald auch seine Grenzen hat und wir auch andere Maßnahmen für die Klimaproblematik unserer Zeit benötigen werden. Jeder Försterin verpflichtet sich zum Generationenvertrag. Das bedeutet, wir pflanzen Bäume, die erst kommende Generationen nach uns ernten werden. Somit stehen wir vor der Herausforderung, Baumarten so zu wählen und zu pflanzen, dass die Wälder auch in Zukunft stabil und gesund bleiben.
Welche Baumarten werden in Zukunft bei uns wachsen und gedeihen? Gibt es mit diesen Baumarten auch ausreichend Früchte für den Wildbestand?
Durch die Herausforderungen des Klimawandels ist es schwer abzuschätzen, welche Baumarten in 100 Jahren bei uns wachsen werden. Meiner Ansicht nach werden Eichen eine bedeutende Rolle in Zukunft einnehmen. Trockentolerante und tiefwurzelnde Baumarten werden auch in Zukunft von essenzieller Bedeutung bleiben. Vor allem im Burgenland sollten wir den Schritt wagen, Gastbaumarten (z. B. Libanonzeder) standortangepasst zu begründen, um ein größeres Spektrum für die Zukunft zu haben. Die Vielfalt senkt das Risiko im Wald.
Was können Privatpersonen tun, um den Wald zu schützen?
Grundsätzlich finde ich, dass wir mehr ein Miteinander im Wald schaffen sollen. Der Wald ist für uns alle von großer Bedeutung. Es ist wichtig, „Waldregeln“ einzuhalten, denn wir Menschen sind nicht die Einzigen, die diesen Lebensraum nutzen. Eine einfache, aber effektive Naturschutzmaßnahme ist es, sich im Wald auf Wegen und nicht in der Nacht oder der Dämmerung zu bewegen. Denn auch die Waldtiere haben ein Recht auf Ruhe in diesem begrenzten Lebensraum.
Aber auch mit dem Kauf von Produkten mit PEFC-Siegel kann man nachhaltige Waldwirtschaft unterstützen. Holz ist ein natürlicher Kohlenstoffspeicher und ein sehr gutes Baumaterial, wobei meiner Meinung nach der Holzbau mehr gefördert werden sollte. Ob als Baustoff oder zur Energieerzeugung, Holz aus heimischen Wäldern ist eine wichtige Ressource für Österreich.
Neigen trotz der starken Regenfälle der letzten Wochen unsere Wälder eher zum Trockensein? Wenn ja, was kann dagegen getan werden bzw. was tut Esterhazy effektiv dagegen?
Wir beobachten, dass sich die Niederschlagsintensität über die Jahre und Jahrzehnte verändert hat. Drastische Veränderungen sind für unsere Natur nicht gut und belasten sie, das Ökosystem Wald hat auch seine Grenzen. Wir unterstützen den Wald mit unserer Bewirtschaftung in jeglicher Form, wobei ökologische Aspekte von entscheidender Bedeutung sind.
Mit der Begründung und Förderung von Mischwaldbeständen, gezielten Pflegemaßnahmen und einer aktiven Waldbewirtschaftung etc. können wir stabile und klimafitte Wälder schaffen. Weiters liegt mir die Wasserwirtschaft im Wald am Herzen, damit meine ich, Wasser sinnvoll zu leiten, zu fangen und bereitzustellen.
Wie geht es Ihnen als Frau in einer klassischen Männerdomäne?
Ich hatte Glück – obwohl ich in einer absoluten Männerdomäne arbeite, hatte ich nie Probleme. Meine Kollegen haben mich immer gleichberechtigt behandelt. Die kollegiale Gemeinschaft und meine Leidenschaft für den Wald haben es mir ermöglicht, mich in dieser Branche zu entwickeln. Es ist wichtig, in der Gemeinschaft zu agieren, denn damit kommt die Freude und der Erfolg.