Die Musik ist sein Leben. Ewald Tatar möchte durch die Förderung junger Bands der Musikwelt etwas zurückgeben.

Ewald Tatar – ein Leben für die Musik

Musik­veranstalter Ewald Tatar im Interview.

5 Min.

© Pascal Riesinger

Du kommst gerade aus Zagreb von Verhandlungen wegen der drei großen Ed-Sheeran-Konzerte in Osteuropa. Welchen Eindruck hast du von seiner Persönlichkeit?

Ewald Tatar: Der ist wirklich so jemand, wenn du mit dem redest, ohne zu wissen, wer er ist, würdest du nie glauben, dass er ein Superstar ist. Ed Sheeran ist schon fast zu normal (lacht). Er begrüßt gleich jeden, ist herzlich, will auch immer persönlich mit den Veranstaltern reden. Er isst immer mit seiner Crew gemeinsam oder spielt mit ihnen Fußball am Nachmittag. Da spürt man echt null Abgehobenheit trotz Ruhm. Von dieser Sorte Stars gibt es nur wenige. Und er schaut darauf, dass die Tour insgesamt für die Crew nicht zu anstrengend ist – und dass alle immer gut verpflegt sind, dafür sorgt er mit einem eigenen Catering auf Top-Niveau.

Hattest du viele Erlebnisse mit schwierigen Stars, die Extra­wünsche äußerten?

In den letzten Jahren bekommen wir bei den großen Superstars die Spezialwünsche nicht mehr so mit, weil die alle ihre eigenen Assistenz-Teams um sich haben, die sich darum kümmern bzw. genau wissen, was sie brauchen. Natürlich kommt es trotzdem manchmal vor, dass vor Ort etwas besorgt werden muss. Von Calvin-Klein-Unterhosen in einer bestimmten Farbe bis hin zu Voodoo-Puppen haben wir schon einige Kuriositäten besorgt. Oder Fleisch von speziellen Rindern – dazu mussten wir nach Wien fahren und dort sechs Steaks für 2.000 Euro kaufen.

Welche unvergessliche Star-Anekdoten fallen dir noch ein?

Es sind so viele – die vergisst man mit der Zeit. Aber manche erzählt man halt öfter und die bleiben dann in Erinnerung. Zum Beispiel, als Manu Chao das erste Mal in Wiesen spielten – über 3,5 Stunden – und danach noch backstage mit Akustik-Gitarre und Bongos für uns weitergespielt haben. Um 7 Uhr in der Früh haben wir sie im Hotel abgeliefert. Später ruft mich der Hotel­direktor an und bedankt sich, weil Manu Chao noch eine Stunde im Frühstücksraum für die Gäste gespielt haben. Das ist Musik(er)-Leben in reinster Form.

Kurios war auch, als Joe Strummer (Sänger der Kultband THE CLASH) damals in Wiesen backstage reingehen wollte und einer unserer jungen Mitarbeiter ihn nicht reingelassen hat, weil er keinen Ausweis dabei hatte und er ihn nicht kannte. Der Tourmanager hat die Situation aufgeklärt und ein paar Stunden später kam Strummer mit einem Lächeln zu diesem Mitarbeiter und überreichte ihm einen Karton, auf dem stand: „Thank you for throwing me out of my own concert“ und seine Unterschrift. Leider ist Strummer mittlerweile verstorben, der Kollege hat das Stück gerahmt in seinem Haus hängen.

Und lustig war es auch mit Axl Rose, dem ein schwieriger Ruf vorauseilt – wir haben uns schon auf alles Mögliche eingestellt, als er so früh am Novarock-Gelände auftauchte. Aber im End­effekt wollte er nur Marillenknödel, weil er gehört hat, die Region ist dafür bekannt. So plötzlich waren aber keine regionalen aufzutreiben, also sind wir zum Supermarkt gefahren und haben ihm tiefgefrorene gekauft und zubereitet.

Auf welche Konzerte freust du dich persönlich heuer besonders?

Besonders freu ich mich auf das Eisenstadt-Wochenende. Die Line-ups sind super! Das Lovely Days ist demnächst ausverkauft und auch das Butterfly Dance hat sich gemausert und verkauft sich doppelt so gut wie im Vorjahr. Dort herrscht wirklich eine coole Stimmung. Die Kooperation mit Mörbisch (Zucchero; James Blunt) ist auch neu und spannend! Und am Nova Rock spielt heuer Schauspieler Keanu Reeves mit seiner Band, der geht zum ersten Mal überhaupt auf Tour.

Wordrap mit Ewald Tatar

Ewald Tatar Portrait
© Thomas Zeidler

Wenn ich heute an meine Anfänge zurückdenke:

Dann würde ich alles wieder so machen wie damals, weil ich einfach nichts davon bereue.

Das Beste an Musik ist:

Emotion pur in allen nur erdenklichen Gefühlswelten. In meinem Leben ist Musik so wichtig für mich wie jeder einzelne Herzschlag.

Mein Rat an junge Bands ist:

Nicht zu viel von anderen größeren Bands kopieren, sondern bestmöglich seinen eigenen Stil finden. Und ganz wichtig: nicht zu schnell aufgeben!

Wenn ich ein Sänger wäre, wäre ich:

Ein sehr schlechter und würde sicher am Hungertuch nagen.

Diese Eigenschaft trauen mir viele nicht zu:

Geduld. Und damit haben die anderen leider auch viel zu oft recht.

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Konzert-Highlights 2024

NOVA ROCK
DO–SO, 13. – 16. Juni
Pannonia Fields, Nickelsdorf
Green Day, Maneskin, Bring me the Horizon,
Life of Agony u. v. m.

LOVELY DAYS
SA, 6. Juli
Schlosspark Esterházy, Eisenstadt
Status Quo, Uriah Heep, Nazareth,
Canned Heat u. v. m.

BUTTERFLY DANCE!
FR, 5. Juli
Schlosspark Esterházy, Eisenstadt
Kruder & Dorfmeister, Bonobo, Kosheen, Galliano u. v. m.

ZUCCHERO
MO, 15. Juli
Seebühne Mörbisch

ED SHEERAN
SA, 20. Juli
Ferenc Puskás Aréna, Budapest

JAMES BLUNT
DI, 30. Juli
Seebühne Mörbisch

PICTURE ON
FR–SA, 9. – 10. August
Festivalgelände, Bildein
Wolfmother, Less than Jake, Martina Parker feat. Veri & die Luxuscombo u. v. m.

FM4 FREQUENCY FESTIVAL
DO–SA, 15. – 17. August
Greenpark, St. Pölten
Raf Camora, Peter Fox, Gigi D’Agostino,
The Offspring, Sido u. v. m.

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MEHR ÜBER DIE AUTORIN DIESES BEITRAGS:

© Viktor Fertsak


Mag. Nicole Schlaffer ist Chefredakteurin der BURGENLÄNDERIN und liebt es, Menschen und Ereignisse in spannende schriftliche Storys zu verpacken. Sie behält gerne den Überblick und sucht nach Lösungen, nicht nach Problemen. Gutes Essen & Trinken, Bücher und das Kommunizieren mit Menschen sind ihre Leidenschaften. Sie ist zweifache Mutter und bevorzugt es, an Orte zu fahren, an denen sie davor noch nie war.

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