
Dorothea Jagschitz – Obfrau des Monats
Dorothea Jagschitz ist Obfrau von Urlaub am Bauernhof Burgenland.
© beigestellt
Im Interview erzählt Dorothea Jagschitz (sie führt mit Leidenschaft den Remushof in Oslip) – vom Mut zur Gastfreundschaft und von ihrer Vision für bäuerlichen Tourismus.

Ich möchte die Zukunft des bäuerlichen Tourismus aktiv mitprägen.
Dorothea Jagschitz, Obfrau „Urlaub am Bauernhof Burgenland“
Erinnerst du dich an den Moment, in dem für dich klar wurde: „Landwirtschaft und Gastfreundschaft – das ist meine Welt“?
Dorothea Jagschitz: Als wir den Betrieb von den Eltern meines Mannes übernommen haben, war von Zimmervermietung überhaupt keine Rede. Die Idee entstand erst kurz vor dem Neubau unseres Betriebsgebäudes – und ich war anfangs ehrlich gesagt alles andere als begeistert. Ich wusste, dass Vermietung nicht von allein läuft. Trotzdem habe ich gespürt, dass genau das meine Aufgabe am Remushof sein würde. Heute bin ich stolz darauf, dass ich unseren Urlaub am Winzerhof mit viel Leidenschaft aufgebaut habe.
Welche Werte prägen dich dabei bis heute?
Als Wirtshaustochter habe ich gelernt, Einsatz zu zeigen, durchzuhalten und als Familie zusammenzuhalten – in unserem Weinbaubetrieb genauso wie in meiner Rolle bei Urlaub am Bauernhof.
Drei Worte, die dich selbst beschreiben?
Ehrgeizig, zielstrebig und empathisch.
Du bist seit einigen Jahren Obfrau von Urlaub am Bauernhof Burgenland. Wie kam es dazu?
Meine Vorgängerin Erika Kiss hat mich während einer Veranstaltung gefragt, ob ich mir diese Aufgabe vorstellen könnte. Nach kurzer Absprache mit meinem Mann habe ich zugesagt. Heute darf ich 120 Betriebe vertreten. Es ist eine ehrenamtliche Aufgabe und dennoch eine sehr erfüllende: Ich bin Stimme und Ansprechpartnerin, kann mitgestalten und die Zukunft des bäuerlichen Tourismus aktiv mitprägen.

Wie hat sich Urlaub am Bauernhof in den letzten 20 Jahren verändert?
Sehr stark. Die Gästeschichten sind vielfältiger geworden – wir haben Gäste aus ganz Europa, ob aus Tschechien oder Großbritannien. Die Sehnsucht nach Authentizität und Ursprünglichkeit ist geblieben, doch die Ansprüche an Komfort, Service und digitale Sichtbarkeit sind gestiegen.
Wie gelingt es, Tradition mit modernen Gästewünschen zu verbinden?
Indem wir den bäuerlichen Charakter wahren. Brauchtümer wie Erntedank, Martiniloben oder Osterbräuche sind wichtige Teile unseres Lebens. Sie bereichern das Urlaubserlebnis, anstatt ihm im Weg zu stehen. Gäste nehmen diese Echtheit wahr – und sie schätzen sie sehr.
Welche Vision treibt dich an?
Der Tourismus muss nachhaltiger werden. Der Klimawandel verändert Reisebedingungen, und digitale Plattformen beeinflussen massiv das Buchungsverhalten. Wir können hier punkten, weil wir Sicherheit, Authentizität und Lebensqualität vereinen. Mein Ziel ist es, wieder mehr landwirtschaftliche Betriebe für die Vermietung zu begeistern – egal ob durch Integration in bestehende Höfe, den Umbau alter Gebäude oder neue, kleine Einheiten. So bleibt das Ländliche lebendig. Das Thema Weintourismus ist in letzter Zeit in aller Munde. Das machen wir bei UaB schon seit vielen Jahren. Wir haben auch gute Kooperationen mit allen Vertretern, wofür ich sehr dankbar bin: Landwirtschaftskammer, Burgenland Tourismus und Wein Burgenland.
Wo siehst du aktuell die größten Herausforderungen?
Regionalität, Nachhaltigkeit und persönliche Begegnungen werden wichtiger, gleichzeitig müssen wir investieren: in Infrastruktur, in digitale Sichtbarkeit, in Qualität. Nur so bleiben wir wettbewerbsfähig. Kooperationen und kreative Angebote sind entscheidend. Da viele Höfe von der nächsten Generation nicht übernommen werden, haben wir intern eine Initiative gestartet und gehen auf die Betriebe zu, zeigen ihnen Möglichkeiten auf und inwiefern sie vom Verein Urlaub am Bauernhof profitieren können.



Und was gibt dir selbst Kraft in deinem Alltag?
Die Begegnungen mit unseren Gästen. Ob bei der Ankunft, bei einer Weinverkostung oder in einem spontanen Gespräch – es sind diese kleinen Momente, die bleiben. Wenn Gäste beim Abschied sagen: „Wir kommen wieder“, dann weiß ich, dass wir alles richtig gemacht haben.
Urlaub am Bauernhof Burgenland
- 120 Mitgliedsbetriebe
- 1.115 Betten
- 78 Winzerhöfe, 22 Landhöfe, 20 Bauernhöfe
- Regionale Verteilung: 80 im Norden, 5 im Mittleren Burgenland und 35 im Süden
- Landwirtschaftliche Betriebe erwirtschaften rund ein Drittel ihres Einkommens durch Uab-Angebote
- Schwerpunkte, die UaB-Mitglieder schon lange leben: Weintourismus, Regionalität, Nachhaltigkeit, persönliche Erlebnisse
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